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Junges Asien, bei rechtem Lichte besehen: siehst du alt aus!

Hello all,Sie erinnern sich:
„Denn die einen sind im Dunkeln und die andern sind im Licht,
und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht“ (B.Brecht, Dreigroschenoper, 1928)
Wer heute in Shanghai, Shenzhen, Mumbay (Bombay) oder Bangalore unterwegs ist, sieht vor allem Twens und geschäftigen Dreißiger, die den Rhythmus des öffentlichen Lebens trommeln. Es klappern hektisch die Schuhe, es blinkt, hupt und dröhnt von allen Seiten, Neubauten, Umbauten, Lichtkaskaden – wer langsam geht, hat schon fast verloren. Asien ist jung, dynamisch und schier unendlich kraftvoll. Europa: erzittre! Die mächtigen Drachen erheben sich im Osten. – Schon vor 100 Jahren sah Oswald Spengler den Untergang des Abendlandes als unser historisches Schicksal.
Doch alles verdient einen zweiten Blick:
Denn wer sind die wahren Altersweltmeister auf dieser Welt? Just jene zwei auf so jung gebürsteten Großnationen. In China haben z.Z. 132 Millionen, in Indien weitere 60 Millionen Menschen das Alter von 65 Jahre überschritten. 192 Millionen Senioren, das sind 35% aller Alten dieser Welt, leben allein in diesen zwei Ländern. Ganz Westeuropa kommt auf 16, 5% – weniger als die Hälfte. In Westeuropa genießen die Alten monatliche Renten und Pensionen, die in China und Indien zu den Spitzeneinkommen zählen würden. Arbeiter verdienen zwischen 100 – 300, Akademiker 400 – 700 Euro pro Monat, wobei die Großstädte Indiens und China, bis aufs einfache Essen, sehr teure Pflaster geworden sind.
Wollen Sie einmal so richtig beneidet werden? Dann setzen Sie sich – wohl besser mit einem Dolmetscher – mit einer Gruppe Senioren in Peking auf die Parkbank und erzählen Sie vom europäischen oder deutschen Rentensystem, staatlicher Grundsicherung, Pensionen, von unserer allgemeinen Krankenversicherung, Pflegeversicherung und karitativen Einrichtungen. Sie werden staunendes Kopfschütteln ernten und sich vermutlich sehr privilegiert vorkommen, bei allen Einschränkungen, die hier zu ertragen sind. Denn die meisten Alten in China und Indien überleben, materiell meist schlecht als recht, nur mit Hilfe ihrer Großfamilien im Hintergrund. Just in China stirbt die Großfamilie als soziales Netz aus, bedingt durch die strikte Einkind-Politik seit 1980, die hohe regionale Mobilität der Jüngeren, die in die urbanen Zentren drängen und die Alten in der Provinz zurücklassen.
Also, welche Länder sehen beim zweiten Blick richtig alt aus?
Übrigens, in der Dreigroschenoper sollte man sich vor denen, die im Dunklen sind, besser fürchten, in unserem Falle eher nicht: es handelt es sich um ganz harmlose Altersgenossen, die nicht im glitzernden gleißenden Licht des asiatischen Wirtschaftsbooms stehen.
Bis bald
Ihr Global Oldie

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