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Das normative Kaninchen

Hello All, am 22. Januar 2023 wendet sich das Kalenderblatt für zwei Milliarden Menschen, in Ostasien und in hunderten asiatischen Diasporas in Übersee. Hoffentlich zum Besseren. Das Tigerjahr schleicht sich fauchend davon; das Jahr des sanften Kaninchens lugt hervor. Wer den Einfluss des gewaltsamen Tigers deuten wollte, der sah dessen Prankenabdrücke in Inflation, Klimawandel, Krieg, Pandemien und Zwangsquarantäne.

Das Kaninchen verspricht als „Yin-Kraft“ entspanntere Zeiten. Seine Merkmale seien Beweglichkeit, Schlauheit, Fruchtbarkeit und Wohlstand. Vor allem in China gilt das astrologische Karnickel als Glücksspender und verbreitetet Optimismus. Kann es uns egal sein, was ein Viertel der Menschheit sich vom kommenden Mondjahr erhofft?

Mächtiger als im westlichen Kulturraum  prägen in Ostasien Traditionen das Verhalten in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.  Z.B. wenden Entscheidungsträger ohne jeglichen Verdacht der Esoterik Fengshui- Regeln an in der Architektur und Raumgestaltung, zum Wohl der Belegschaft und des Geschäftserfolgs.

Koreaner feiern Neujahr als Seollal auf beiden Seiten der Demarkationslinie; im Süden drei Tage lang. Vietnam nennt sein zeitgleiches, siebentägiges Neujahr Tet Nguy en Dan. China begrüßt es in zweiwöchiger Feierlaune und Ferien bis zum Lampionfest. In Japan ist das ursprünglich chinesische Neujahr zwar keine offizielle Veranstaltung. Aber im familiären Umfeld hält man sich an ähnliche Bräuche wie auf dem ostasiatischen Festland: Hausputz vor der Jahreswende; Begleichen von Schulden und Familienbesuche samt Geldgeschenke in roten Umschlägen.

Das Fest zündet ein Konsumfeuerwerk für Reiseunternehmen, Restaurants, Bekleidungs- und Geschenkindustrie. Dieses Jahr wohl auch einen Booster für die globale Herdenimmunität. Sammlern bietet die chinesische Post seit 1980 allneujährlich Sonderbriefmarken an. Auf einer der diesjährigen Marken sind drei Kaninchen zu sehen, die im Kreis tanzen: Harmonie. Eine andere Marke stellt einen kess grinsenden blauen Nager dar, der mit Stift in der Pfote die Blaupause für das neue Jahr zeichnet. Es geht auch teurer. Die Uhren-Edelmarke Tag Heuer zielt auf Gutbetuchte mit einer limitierten Auflage des „Carrera Chronographen Year of the Rabbit“; Gucci und Coach bieten der asiatischen Kundschaft Accessoires mit Kaninchenmotiven an; für schlappe 240 USD kann man von Johnnie Walker einen Jahreswhisky mit Kaninchen auf dem Label in die Hausbar stellen.

Unabhängig vom jeweiligen Tierkreiszeichen sorgen vitale Farben wie Rot, Gelb und Gold für die adäquate Stimmung an Tisch und in den Räumen. Gold steht für Glück. Besonders beliebt sind daher rotgoldene Mandarinen und Kumquatsfrüchte. Symbolträchtig geht es bei den warmen Neujahresspeisen weiter. Nicht deren Geschmack allein, sondern die Bedeutung der Namen und Formen der Gerichte stehen im Vordergrund: Lange Nudeln stehen für langes Leben und Fische im Ganzen serviert bedeuten Überfluss, neben Jiaozi- Teigtaschen und gefüllten Klose. Kaninchenbraten gehört nicht auf den Festtagestisch.

Karnickelfreunde sollten sich zudem dieses Jahr den 23. September vormerken. Den alljährlichen „International Rabbit Day“, Tag des Kaninchens. Den hatten sich 1998 Westler ausgedacht.  Der darf in West und Ost doppeltes Glück und Frieden bringen, zumindest den Bunnies. Irgendwo muss man ja anfangen.

Euch allen einen geglückten Hopps.

Euer Global Oldie

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