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Reisen mit Aphorismen

Hello All,

„Reisen ist tödlich für…“  beginnt ein Aphorismus von Mark Twain als erfahrener Reisejournalist. Die tödliche Gefahr droht aber weniger dem Reisenden selbst, sondern den „…Vorurteile(n)“. Ich liebe dieses Zitat. Weil es mir eine treffliche Rechtfertigung für meine Reisefreude liefert. Negative Klischees über Kulturen abzutragen ist ein nobles Ansinnen. Man darf es getrost mit ökologischen Gegenargumenten und CO2- Ausstoß verrechnen.  Allerdings nur, wenn man sich, wie Mark Twain, mit den Menschen beschäftigt, die man unterwegs trifft, und nicht nur mit den Landschaften, in denen jene leben.

Für Leute mit ähnlichem Interesse an fremder Lebensart gibt es ein anonymes afrikanisches Sprichwort „Wer andere besucht, soll seine Augen öffnen und nicht den Mund“. Das zielt schon auf die höhere Kunst des Reisens ab: Beobachten, vielleicht sogar staunen und lernen.  Dazu passt die Perspektive des englischen Gelehrten Sir Francis Bacon, Begründer des modernen Empirismus. „Reisen in der Jugend ist Teil der Erziehung, im Alter Teil der Erfahrung“. Reisen als eine Quelle der Altersweisheit: das gefällt mir prächtig  zur rationalen Unterfütterung meiner Reiselust. Wenn es unterwegs mal nicht weitergeht, hilft  vielleicht J.W. Goethes Haltung „Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen“.  Liest sich, als sei das Ziel nur ein zweitrangiger Vorwand fürs nicht daheimbleiben. Angesichts der ruckeligen Kutschen und staubigen Straßen, auf denen der Dichter nach Italien rumpelte, empfinde ich das als ein robustes Bekenntnis zum Fortfahren an sich. Kurt Tucholsky kannte zwar noch keine Navi-Apps und deren Eigenwilligkeit, aber er hatte ein wegweisendes Bonmot für frustrierte Navi-(Fehl-) Nutzer vorbereitet: „Umwege erweitern die Ortskenntnis“. Ich finde dank solch illustrer Geister weitere gute Gründe, im Alter zu reisen – sobald, so lange es noch geht.

Ihr Global Oldie

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