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Fartiquette: richtig pupsen

Hello All,

menschliches Dasein geht mit gasförmigen Emissionen einher. Selbst bei eherner Disziplin dünsten wir aus beim Schwitzen, Atmen, Nießen, Husten, Aufstoßen und ja, Furzen.  Ca. 1 – 2 Liter Darmgase verlassen uns täglich durch den Hinterausgang. Was ca. 20- 30 Pupsen entspricht; je nach Ernährung, Darmflora und Verfassung. Kleinkindern ist Flatulenz egal, sowohl die eigene wie die der anderen. Ältere Kinder freuen sich ungeniert über das Überraschungspotential mit dem kleinen Tabubruch. Respektspersonen können mit kaum einem anderen Verhalten mehr kindliche Heiterkeit auslösen, als jemanden beim heimlichen Furzen zu enttarnen.

Was den Jüngeren fröhlich entweicht, bläht sich umso quälender im Gedärm zivilisierter Erwachsener auf. Denn Pupsen in der Öffentlichkeit gilt weltweit als peinlich bis rücksichtslos; abgesehen von Zirkusnummern, Filmgags und sporadischen Berichten von existenzbedrohten Ethnien, die sich willentlich vor anderen entlüften. Man stelle sich einen vernehmbaren Pups mit erkennbarem Autor während eines Vorstellungsgesprächs, am Altar, im Konzert oder während einer Präsentation im kleinen Kreise vor, um auszuloten, was als völlig inakzeptabel gilt. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass der Verzehr von Salat, Gemüse, Hülsenfrüchte, Kohl und Obst sowohl die Gesundheit als auch die Blähungen wirksam fördert. Ein echtes Dilemma für Ernährungsbewusste mit Sinn für bessere Manieren.

Zum Genderdiskurs gehört das Eingeständnis, dass mehr Frauen unter Flatulenz leiden als Männer. Vermutlich objektiv, weil sich mehr Frauen als Männer gesünder ernähren. Und subjektiv, weil Frauen mit den unvermeidlichen Abwinden verschämter, um soziale Akzeptanz bemühter umgehen, zumindest in gemischter Gesellschaft. Senioren sind dabei besonders gefordert, weil der Metabolismus im Alter sowie zahlreiche Medikamente, wie z.B. Metformin, manche Entzündungshemmer und Antibiotika die normale Flatulenz bis zum krankhaften Meteorismus steigern können. Kein Wunder, dass manche Senioren für die Umstehenden bemerkbar vor dem inneren Druck kapitulieren, nach der Devise, der Klügere gibt nach. Womit die wenig schmeichelhafte Stereotype vom „alten Furz“ in tiefsitzender Menschheitserfahrung wurzelt.

Trotz der allgemeinen Ächtung des Furzens hat es auch eine kommunikative Funktion, weit über den derben Spaß hinaus. Denn einvernehmliches Pupsen in Gegenwart anderer ist ein nonverbales Zeichen gegenseitiger Vertrautheit; im deutschen Sprachraum als intime Steigerungsform des „Du“ zu interpretieren. Ohne freundschaftliche Verständigung darüber, wie mit dem Flatus umzugehen ist, kann ein bewusst freigesetzter Furz auch tiefe Verachtung und gewollte Erniedrigung signalisieren. Die Mischung aus Unvermeidlichkeit, Einfluss auf das Mikroambiente, soziale Stigmatisierung, Erheiterungspotential und Ehrverletzung verlangen dem Pupsmanagement hohe soziale Kompetenz ab, zusätzlich zur Körperbeherrschung. Englisch nennt man das „Fartiquette“.  Eine Sonderform windiger Angelegenheiten. Ich wünsche Ihnen allen frischen Wind im neuen Jahr,

Ihr Global Oldie

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