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Depp im Web: meine Bankenkrise

Wer Online Banking nutzt, bekommt oft seine persönliche Bankenkrise. Foto: Pixabay

Ist der Depp nicht ein bisschen spät dran, wenn er jetzt über die Bankenkrise schreibt? Nein, ist er nicht. Meine Bankenkrise hat nämlich nichts mit Lehman oder Griechenland zu tun, sondern mit PushTan, ChipTan, PhotoTan, SMSTan, AppTan, FinTS, HBCI und PSD2. Gerade sind die Geldinstitute wieder dabei, ihr Online-Banking umzustellen. Was die Sparkasse angeht, habe ich schon bei der App-Einführung im vergangenen Jahr aufgegeben. Offenbar in beiderseitigem Einvernehmen, denn selbst ein Unterstützungsersuchen per Brief blieb unbeantwortet. 

Immerhin habe ich noch bei einer anderen Bank ein Konto. Doch da wurde inzwischen ebenfalls eine Umstellung und die Einführung einer App angekündigt.  Also gut: Noch relativ freudig klickte ich auf den Button »App herunterladen«. Ach so, die App gibt’s nur fürs Handy! Das musste aber erst aufgeladen werden. Die Sitzung war danach natürlich abgelaufen.  

Als ich die App endlich hatte, meldete ich mich erneut auf der Bankseite an, wo mich der Tadel empfing, ich hätte mich beim letzten Mal nicht ordnungsgemäß abgemeldet. Mit einem »Leckt mich!« auf den Lippen (Sie merken, die Freude war gewichen)  und nach der neuerlichen Eingabe der Zugangsdaten, musste ich zunächst die inzwischen in einem Untermenü verschwundene Gebrauchsanleitung suchen. Ob ich die App »aktuell« nutze, wurde ich dort gefragt. Hä? Die habe ich mir doch gerade heruntergeladen. Nachdem ich die drei (!) Schritte unter »Schritt 1« erfolgreich ausgeführt hatte, stellte sich heraus, dass es zwei Apps unter dem gleichen Namen gibt. Eine alte und eine neue und dass sich die Frage, ob ich die App »aktuell« nutze auf die alte, also auf die nicht aktuelle bezog. Muss man erst einmal draufkommen. 

Könnte also doch eher »Option 3« für Nutzer von »mobileTAN (SMS-TAN)« die richtige für mich sein? Keine Ahnung, ob ich bisher »mobileTAN (SMS-TAN)« verwendet habe. Bei mir hat halt bei jeder Überweisung das Handy gepiept und mir eine sechsstellige Nummer übermittelt, die ich dann ins freie Feld eingegeben habe.  

Die vier (!) Schritte unter »Schritt 1« unter »Option 3« gingen mir  immerhin noch locker von der Hand. Bei Schritt 3 unter »Schritt 2« war ich dann aber bei der PIN-Eingabe nicht schnell genug, so dass die Sitzung erneut abgebrochen wurde. Dann doch die Erfolgsmeldung: Der Aktivierungscode werde mir »in den nächsten Tagen« per Post zugestellt. 

Das war vor ein paar Wochen. Passiert ist nichts, weshalb ich einen neuerlichen Anmeldeversuch startete. In meinem Übermut, schließlich wusste ich ja schon, wie es geht, erledigte ich parallel noch eine dringende Überweisung. Irgendwie muss ich dabei PIN und TAN, SMS und APP oder Push und Pull verwechselt haben. Jedenfalls flog ich ganz raus. Unter der für solche Fälle angegebenen 0800er-Nummer erfuhr ich nur, dass die Leitung wegen der aktuellen Umstellung nicht besetzt ist. Seitdem bin ich Teilnehmer des Offline-Bankings. 

Als solcher musste ich zu allem Überfluss auch noch lesen, dass die hiesigen Banken weitere Filialen schließen wollen, weil die meisten Kunden sowieso Online-Banking machen. Das hat mich komplett runtergezogen. Wie haben die das geschafft? Sind die alle intelligenter als ich? Haben die Informatiker in der Familie? Bin ich einfach zu alt?  

Wenn Corona vorbei ist und ich nicht mit Leuten, die zum Husten die Maske abnehmen, vor dem verbliebenen Kundenbetreuer in der verbliebenen Filiale warten muss, hole ich mir mal ganz analog professionelle Hilfe. In der Zwischenzeit zahle ich bar. 

Peter Viebig

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