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Tango und Twitter

vignette2012 Hello All, Tanz verbindet Menschen; der Tango besonders innig. Auch Twitter bringt Menschen näher, über Tausende Kilometer hinweg. Beide dienen der Kommunikation. Ist es ein Zufall, dass beide amerikanische Errungenschaften sind? Vieles haben sie gemein, und Vieles unterscheidet sie. Den Tango haben die Südamerikaner erfunden; vor zweihundert Jahren probten Paare in den süffigen Gassen und Spelunken am Rio de Plata die ersten verschlungenen Schritte. Twitter, WhatsApp und Co. haben Nordamerikaner in den letzten zehn Jahren erfunden, in reinlich wohlbehüteten Eigenheimen und klimatisierten Büros. Der Tango ist eine Schöpfung unterprivilegierter Auswanderer in Montevideo und Buenos Aires; Twitter und Social Media sind elaborierte Konstrukte gut situierter Teenager und Twens in New York und Silicon Valley. Tango ist das Geschöpf temperamentvoller Frauen und Männer; Twitter das Produkt konzentrierter Kopfarbeit einzelner  Männer, nur Männer, so weit ich weiß (?). Beim Tango hält man einen Partner an der Hand; bei Twitter eine Tastatur. Bei Tango sieht man in ein Gesicht, bei Twitter auf einen Bildschirm. Tango ist getanzte Sehnsucht und Melancholie. Social Media sind neutrale Kommunikationsinhalte aus Bits und Bytes. Tango spendet Wärme, Geruch und Kraft. Twitter übermittelt Daten. Tango ist seit 2009 immaterielles Weltkulturerbe, die Social Media (noch) nicht.
Beide bedienen ganz elementare Bedürfnisse nach Kontakt und Kommunikation. Doch auf so extrem unterschiedlicher Weise! Tango ist organisch und fordert völlige Synchronisation auf zehntel Sekunden. Twitter und Co. sind rein technisch und überlassen es jedem Teilnehmer, ob und wie er reagiert. Tango braucht Führung und Geführte, Twitter ist völlig egalitär. Tango zu erlernen ist schwer und es braucht zwei dazu. Twittern kann fast jeder, auch allein. Tango hält fit, stärkt Muskeln und Gleichgewichtssinn – besonders förderlich für Ältere. Twittern ist eher was fürs Sitzen und übt im besten Falle die Finger und Augen der meist Jüngeren.
Fazit: Neben Tomaten, Mais und Kartoffeln verdanken wir der panamerikanischen Kultur auch  Tango und Social Media – also so fast alles, was Leib(er) und Seele(n) zusammenhält oder bringt. Besonders wertvoll mit fortschreitenden Lebensjahren. So gesehen ist Globalisierung doch eine ganz feine Sache – meine Rede!
Ihr Global Oldie

Eine Antwort

  1. Toller Vergleich. Trifft den Nev der Twittergemeinde. Haben schon viele favorisiert. Wahrscheinlich mehr Twitter als Tango-Fans. So wie ich.

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