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Wer will seine Erinnerungen mit allen teilen?

vignette_nosseck_bockSchon vor Jahren habe ich mit einem Internet-Experten über die Möglichkeit nachgedacht, seine Erinnerungen ins Netz zu stellen und damit ein Stück persönlicher Zeitgeschichte zu bewahren. Wenn es um sehr persönliche Details geht, könnte man sie in einen geschützten Bereich mit eingeschränkter Zugangsberechtigung verschieben. Das war noch vor der Zeit, als facebook eine Chronik einführte und auch sonst seine Nutzer von der Wiege bis zur Bahre durchleuchtete.
Diese Art von Datentransparenz dürfte gerade bei der Älteren Generation nciht gut ankommen. Deswegen werden weitere Modelle gesucht, die seriöser sind. Der Produktdesigner Nick Baum scheint in dieselbe Richtung gedacht zu haben. Er hat die Online-Plattform “StoryWorth” entwickelt, auf der die persönliche Lebensgeschichte des Users sowohl in gesprochener als auch in geschriebener Form dokumentiert und anschließend in Form einer Online-Biografie archiviert werden kann. Dieses Netzwerk stellt eine chronologische Sammlung wichtiger Ereignisse bereit, welche zu einer tieferen Beziehung zwischen den Generationen beitragen soll.
Wöchentliche Aktualisierung
Er stellt seine Idee laut eines Pressedienstes so vor. “Zu fragen ist, wie es möglich sein soll, dass nachfolgende Generationen Einblick in diese vertraulichen Informationen ihrer Vorfahren erhalten. Die Erinnerung können zwar nach Wahl mit Freunden und Verwandten geteilt werden, aber wer soll spätere Nachkommen dazu befähigen, Einsicht in die vergangene Lebensgeschichten zu nehmen?”, fragt sich Bianca Brendel von “Die Webflüsterer” http://diewebfluesterer.de im Gespräch mit pressetext. Dennoch birge dieses Online-Tagebuch für jene, die ein Mitteilungsbedürfnis haben, durchaus seine Vorteile.
Baum sendet den Teilnehmern einmal wöchentlich eine persönliche Frage, die je nach Belieben via E-Mail oder Telefon beantwortet werden kann. Telefonisch erfolgt die Aufzeichnung der Erinnerungen durch das simple Hinterlassen einer Voicemail. Dabei handelt es sich um Fragen in der Art: “Welche Freunde hattest du in der Highschool?” oder “Wie hast du dir das Elternsein eigentlich vorgestellt?” Dabei wird der User dazu angespornt, Fragen zu beantworten und auf Themen einzugehen, die unter normalen Umständen nicht zur Sprache kämen.
Kostenpflichtige Dienstleistung
Die gesammelten Antworten werden anonym auf einer Online-Biografie gespeichert und können jederzeit mit ausgewählten Familienmitgliedern oder Freunden geteilt werden. StoryWorth kann für 49 Dollar (rund 37 Euro) im Jahr genutzt werden und erlaubt seinen Usern, so viele Personen an den Erinnerungen teilhaben zu lassen, wie dieser möchte. “Hierbei tritt immer die Kosten-Nutzen-Frage in den Vordergrund. Zu bezweifeln ist, ob die Nutzer wirklich bereit sind, regelmäßig Geld in diese Plattform zu investieren, obwohl bereits vergleichbare Portale existieren, die kostenlos angeboten werden”, betont Brendel.
Inspiriert wurde der Plattform-Gründer durch seinen 82-jährigen Vater, der das Bedürfnis hatte, die Höhepunkte seines Lebens an seine Kinder und Enkelkinder weiterzugeben. “Er wurde bereits geboren, bevor es Computer, Fernseher und transatlantische Füge gab. Trotzdem hat er viele interessante Geschichten zu berichten und ich wollte ihm eine einfache Möglichkeit bieten, diese dauerhaft zu erfassen”, erzählt Baum. Die Ereignisse können entweder auf einer Timeline in Form von ausgewählten Kapiteln oder Meilensteinen dargestellt werden.

Eine Antwort

  1. etwas Ahnliches im klassischen Print-Format hat mir einer der Söhne geschenkt, mit seiner Tochter als künftige Leserin vor Augen:
    Es ist ein Selbstausfüllbuch mit dem Titel “Opa, erzähl’ Mal – Das Erinnerungsalbum Deines Lebens.”
    Verfasst von Elma van Vliet 2006, erscheint im Knaurverlag ISBN 978-3-426-6543-8. Mit Sicherheit gibt es das Gleiche für Omas. Allerdings empfinde ich die Fragen als schwer zu beantworten, da ja mein Leben von der Kindheit über die Jugend, Teenagerjahre, die Sturm und Drangjahre als junger Erwachsener bis hin zum Reiferen reicht. Über welche der vielen Lebensphasen und changierenden Befindlichkeiten soll ich da schreiben? Und im welchem Alter soll ich mir die künftige Leserin ausmalen? Denn als Sechsjährige würde ich ihr anders und anderes schildern als dem selben Enkelkind mit vorgestellten sechzehn oder sechundzwanzig. Und was interessiert denn die Leserin mehr: was mich faktisch umgeben hatte? Was macht sie mit den Namen von unbekannten Freunden des Grossvaters? Wäre es relevanter, ihr aufzuschreiben, warum X mein bester Freund war, warum mir Linsensuppe nicht schmeckte? Gerne würde ich hierzu die Meinung der anderen Leser erfahren.

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