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Vom Glück der Maori, endlich ein(e) „Kaumatua“ zu werden

vignette2012 Hello All, die Maori (Neuseeland) haben einen geschickten Trick gefunden, ihren Stammesmitgliedern das Altern schmackhafter zu machen: Ehrenvoll Gealterte beruft der Clan zum „Kaumatua“. Das ist der Titel für besondere Respektspersonen, den sie verdienten Frauen wie Männern verleihen; man achte auf den Sinn für gelebte Gleichberechtigung. Als Kaumatua empfiehlt sich längerfristig, wer sich durch Klugheit, Führungsqualitäten und würdiges Altern um die Sippe, den Whanau, verdient gemacht hat. Den Kaumatua obliegt zudem das Sagen in der Kindererziehung des Clans. Zu den weiteren Aufgaben der Kaumatua gehören das Ausloten von günstigen Heiratskandidaten, Schlichten von Streitigkeiten, die Verwendung des Clanbesitzes und Beratung des Häuptlings. Besonders wichtig und unabdingbar für die Rolle als Kaumatua ist es, die Stammesgeschichte bis ins Detail zu kennen und anschaulich an die Jüngeren weitergeben zu können; in väterlicher und mütterlicher Linie: Der oder die Kaumatua muss die Abstammung samt Verwandtschaftsbezeichnungen und Errungenschaften inhaltstreu beherrschen. Denn eine geschriebene Überlieferung gibt es erst neueren Datums. Was ab einem halben Dutzend Generationen eine grandiose mnemotechnische Leistung ist, gerade im Alter – Sie sehen, werte Freunde, dass nicht jeder von uns da mithalten könnte; von wegen „Primitive“ -. Und richtig Wirkung erzielt die Wiedergabe der Stammesgeschichte und deren Taten nur in der dramatischen Erzählung; nix mit biederem Vorlesen. Doch Märchenerzähler mit gutem Gedächtnis und beeindruckendem Augenrollen allein haben keine Chance – es müssen neben der Wortgewalt auch ehrenvolle Taten des Kaumatua-Anwärters stehen. Das waren bei den recht robust bis kriegerisch auftretenden Maoris früher nicht nur Heldentaten beim Bastrockflechten oder Tätowieren. – Die von den Maori unterworfenen Stämme und Völker wissen davon ihrerseits trübe Lieder zu singen -.
Jetzt kommt der Clou: Besonders tüchtige jüngere Maori qualifizieren sich unter Umständen ebenfalls für die Funktion als Kaumatua; an sich eine Rolle, die nur den Senioren vorbehalten ist: Ein exklusive Ehre, je jünger erlangt, desto seltener, desto erstrebenswerter.
Alterswürde als knappes, und damit besonders begehrtes Gut an die Jüngeren zu verkaufen – das, finde ich, ist eine reife, gerade zu geniale Kulturleistung. So eine Art „Elder Statesman“ oder Bundesverdienstkreuz mit vierzig Jahren, nur eben für alle Beteiligten wesentlich sichtbarer und damit attraktiver.
Die Maori haben noch weitere ungewöhnliche wie reizvolle soziale Errungenschaften im Verhältnis zwischen Jung zu Alt, die mir ebenso imponieren – dazu in einem späteren Blog *: Bis dann,
Ihr Global Oldie
* der wird vermutlich erst eine Woche später als sonst kommen, so sorry folks!

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