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Umgedrehter Generationsvertrag in China?

vignette fargel Hello All, auf chinesische Großeltern kommt ab 2014 mehr Arbeit zu: Chinas Einkindpolitik wurde dieser Tage gelockert. Elternpaare, bei denen mindestens einer der beiden selbst ohne Geschwister aufgewachsen war, dürfen nunmehr zwei Kinder zur Welt bringen. Mit ca. 1,7 Mio. Kindern zusätzlich pro Jahr rechnen die Experten. In über 80% der heutigen Familien mit Kleinkindern übernehmen Großeltern die Kinderbetreuung; teilweise bis in die Schulzeit. Denn 72% der chinesischen Frauen arbeiten, und das meist ganztags. Elternzeiten zu Hause in unserem Sinne gibt es nicht.
Das mit dem – in unseren Augen – recht frühen offiziellen Ruhestand für Frauen ab 50 – 55 Jahre und für Männer ab 60 macht so gesehen für diese Familien Sinn – Aus Sicht der Pensionskassen nicht – . Eine flächendeckende Kita- Versorgung existiert nicht. Es stehen ca. 200 Millionen chinesische Ruheständler als potentielle Betreuer ihrer Enkel zur Verfügung. Der ausgeprägte chinesische Familiensinn macht es den auserwählten „Golden Agers“ fast undenkbar, sich aus der Betreuerrolle zu stehlen, so sie es räumlich und gesundheitlich irgendwie bewerkstelligen können. Mit Enkel gesegnete Ruheständler finden eine tagesfüllende neue Aufgabe nach dem Arbeitsleben. Für manche Senioren praktisch, weil junge Elternpaare des neuen Mittelstandes oft wesentlich komfortablere Wohnungen als die Senioren haben (und oft genug von einem der Großeltern mit finanziert wurde). Deren Annehmlichkeiten können so die Großeltern stundenweise, tagelang oder sogar auf Dauer nutzten, während sie Enkel und Haushalt der viel beschäftigten Eltern versorgen. In den finanziell weniger priveligierten Familien ergeben sich dann jahrelang sehr beengte Wohnbedingungen, wenn sich drei Generationen eine kleine 2- 3 Zimmerwohnung teilen. Hinzu kommen Millionen Enkel, die bei den Großeltern in den Provinzstädten und Dörfern zurückbleiben, während die Eltern in den entfernten Metropolen arbeiten. Eltern und Kind sehen sich nur wenige Male im Jahr, wenn überhaupt. Das sind harte Nagelproben des Generationenvertrages, für alle Beteiligten.
Und jetzt das mit einem zweiten Enkel in der mittelfristigen Warteschleife.
Unter traditionellen Senioren kommt bisweilen ein anderes Unbehagen auf, nur andeutungsweise ausgesprochen. Das weit verbreitete konfuzianische Familienbild sieht eigentlich vor, dass sich die jüngeren Generationen um die Alten kümmern. Also im Idealfall Kinder – und später die Enkel – die Senioren materiell ausstatten, ihnen das Alter angenehm machen und vielseitig Respekt zollen für die erbrachte Lebensleistung. De facto läuft es im neuen China aber nun millionenfach anders herum. Die Alten stützen die jungen Familien nicht nur mit Betreuungskraft und Zeit, sondern auch noch mit Geldzuwendungen für Wohnungskauf, Kinderausbildung oder Auto. Da gerät ein ganzes Weltbild mächtig aus den Fugen – nicht nur die Finanzlage der Pensionskassen. – Ich erzähle vom fernen China, das in manchen Punkten dann gar nicht mehr so weit entfernt scheint.
Ihr Global Oldie

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