Der Nächste bitte«, »die Nächste bitte« – es klingt wie in einer Arztpraxis. Aber hier werden nicht Menschen behandelt, sondern Apparate, hauptsächlich Elektrogeräte, die nicht mehr funktionieren. Im ReparaturZentrum der HerzoHeinzelmännchen kann ihren Besitzern geholfen werden, jeweils am ersten Samstag in den geraden Monaten, kostenlos und mit Prüfbescheid. 15 Heinzelmänner und eine Heinzelfrau gehören zum Team und leisten sozusagen Erste Hilfe.
Das ReparaturZentrum ist beim Seniorenbüro im Herzogenauracher Rathaus untergebracht. An diesem Tag gehört eine Frau zu den ersten, die hierher kommen; sie hat einen defekten Eierkocher dabei. Der Mann hinter ihr bringt einen Fön. »Ich weiß nicht, was er hat, vielleicht ist er nur verstopft, aber auf jeden Fall ist er zum Wegschmeißen zu schade.« Eine Frau kommt mit einem kaputten Bratenthermometer, eine andere mit einem Wasserkocher, und wieder jemand anderes hat einen Staubsauger dabei. Nur Großgeräte und Kaffeevollautomaten werden nicht angenommen. Letztere, »weil sie meistens voll Schimmel sind«, wie die Heinzelmänner sagen. Aber sonst kommt vieles zusammen, was im Haushalt defekt werden – und wieder instand gesetzt werden kann.
Ins ReparaturZentrum werden überwiegend Elektrogeräte gebracht
Erste Station im ReparaturZentrum ist Peter Grimm. Er begutachtet, ob sich eine Reparatur lohnt, ob sie sofort erledigt werden kann oder ob möglicherweise Ersatzteile beschafft werden müssen – die dann allerdings zum Selbstkostenpreis in Rechnung gestellt werden. Grimm sei absoluter Experte, lobt Herbert Goldmann, der mit ihm zusammen das Zentrum leitet, denn »er war Chef der Instandhaltung bei Siemens in Erlangen und ist genau der richtige Mann für uns«.
Hat Grimm sein Urteil abgegeben, bringt Goldmann das Gerät nach nebenan zu einem der Fachleute im Seniorenalter. »Ich weiß genau, wer welche besonderen Fähigkeiten hat und sich darum kümmern kann«, sagt Goldmann. Manche der Heinzelmänner sind vom Fach, andere hatten das Herumbasteln schon als Hobby betrieben und sich dann in der Gruppe bei den regelmäßigen Treffen das nötige Wissen angeeignet. Wie etwa der Zahnarzt im Ruhestand, der eine Modelleisenbahn geschenkt bekam, spendete und auf diesem Weg zur Modellbahn-Gruppe der Heinzelmänner stieß und damit zum ReparaturZentrum, in dem er jetzt seine feinmechanischen Fähigkeiten einbringen kann.
Vor über zwölf Jahren war die Idee entstanden, Herzogenauracher Senioren könnten noch mehr tun als das Seniorenbüro ohnehin schon ehrenamtlich leistet: Hilfe bei der Pflege, bei Computerproblemen und bei der Vorsorge. Herbert Goldmann gehörte zu den Initiatoren des neuen Angebots. Nachdem organisatorische Fragen geklärt waren und das Seniorenzentrum das Okay gab, ging es um den Namen. Man entschied sich für »ReparaturZentrum«. Und dann dauerte es nicht lange, bis sich die ersten engagierten Männer und Frauen meldeten, die anderen in diesem Bereich helfen wollten. Die Heinzelmänner und -frauen hätten von Anfang an großes Vertrauen genossen, sagt Goldmann.
Größere Räume werden dringend gesucht
Das war auch nötig, um das zweite Standbein auf- und auszubauen: die Vor-Ort-Hilfe. Mitarbeiter kommen ins Haus, wenn Hilfsbedürftige alleine nicht zurecht kommen. »In 99 Prozent aller Fälle konnten wir helfen«, sagt Goldmann. Wobei es nicht immer die Heinzelmänner selbst waren, die Hand anlegten: »Wir dürfen den örtlichen Handwerkern nicht die Arbeit wegnehmen, wir arbeiten ja ehrenamtlich«, betont er, »aber ich habe ein Verzeichnis aller Herzogenauracher Handwerksbetriebe, die dann nötige Reparaturen vornehmen können.« Wenn aber jemand anrufe und melde: »Mein Wasserhahn tropft, und kein Handwerker kann kommen«, würden die Heinzelmänner natürlich sofort aktiv. Sie kämen auch, wenn ältere Menschen mit der neu angeschafften Waschmaschine oder dem Fernsehgerät nicht klar kämen oder wenn jemand nicht mehr auf die Leiter steigen kann, um eine defekte Glühbirne auszutauschen. »Der Begriff Hilfsbedürftigkeit wird bei uns großzügig ausgelegt«, betont auch Seniorenzentrums-Leiter Michael Baltz.
Zurück in die Werkstatt; es geht hier sehr eng zu – neue, größere Räume werden dringend gesucht. Die Heinzelmänner haben für jede Art von Gerät das nötige Werkzeug, zum Teil ist es ihr Eigentum, zum Teil wurde es vom Seniorenzentrum mit Unterstützung der Stadt und des Bürgermeisters German Hacker – Goldmann betont das ausdrücklich – angeschafft. Und oft hat einer einfach auch das Know How, wie man ein Gehäuse öffnen kann, ohne dass es, wie vielleicht vom Hersteller beabsichtigt, zu Bruch geht.
Ein Zertifikat zum Schluss
Der Eierkocher geht wieder, der Fön war tatsächlich mit Haaren verstopft, beim Wasserkocher wird die Elektronik noch getestet. Mittlerweile gehen die ersten Kunden schon wieder zufrieden nach Hause. Sie haben ein VDE-Zertifikat mitbekommen, das von einem qualifizierten Mitarbeiter ausgestellt wurde und das besagt, dass dieses Gerät das ReparaturZentrum in einwandfreien Zustand verlassen hat. Was dann außerhalb passiert, dafür gibt es keine Garantie oder Gewährleistung
Nicht immer ist es elektrotechnisch kompliziert. Einmal bekamen die Heinzelmänner ein großes Sparschwein aus Porzellan, dem beide Ohren abgebrochen waren. Die ließen sich mit Zwei-Komponenten-Kleber wieder befestigen, aber das Aushärten dauerte eine halbe Stunde – so lange musste einer der Männer die Ohren festhalten, ohne zu wackeln.
Mit Elektronik hat Jutta Heß nichts am Hut, die als einzige Heinzelfrau noch in der Gruppe ist. Sie kümmert sich auch um Puppen, ist hauptsächlich aber in der Nähgruppe und hilft älteren Menschen, denen es schwerfällt, einen Knopf anzunähen oder eine gerissene Naht auszubessern. Auch das sind Fälle von Hilfsbedürfigkeit, wie die HerzoHeinzelmänner sie verstehen und für die es im ReparaturZentrum eine Lösung gibt.
Text: Herbert Fuehr
Foto: Mile Cindric
Information
Wer vom RepaturZentrum Vor-Ort-Hilfe benötigt, kann sich im Seniorenbüro Herzogenaurach unter Telefon 09132/73 71 69 anmelden. Dieses ist dienstags von 15 bis 17 Uhr und donnerstags von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Das ReparaturZentrum selbst ist immer am ersten Samstag der geraden Monate besetzt, das nächste Mal also am 1. April 2023. Die Termine stehen auch im Amtsblatt der Stadt Herzogenaurach und in der Tageszeitung.