Es gibt sie noch: die Urgesteine, die ihr Fernsehgerät nutzen, wie es in der Programmzeitung steht. Also am Sonntag erst die Tagesschau ansehen und dann den »Tatort«. Sie sind ganz analog und verweigern den Umgang mit den digitalen Möglichkeiten der Medien.
Doch diese Urgesteine bröckeln. Viele Seniorinnen und Senioren haben sich eine hohe Medienkompetenz angeeignet. Für sie ist es ganz selbstverständlich zu »streamen« und sie nutzen dabei auch Dienste, wie beispielsweise Netflix. Der Anbieter kauft inzwischen nicht nur Filme und Serien ein, sondern produziert auch mit großem Aufwand und Anspruch selbst.
Eine der erfolgreichsten Netflix-Serien des letzten Jahres ist in Deutschland entstanden und sogar hauptsächlich in Franken gedreht worden: »Die Kaiserin«, ein Melodram über Sisi, die Gattin des Österreichischen Kaisers Franz Joseph. Die sechs Folgen der ersten Staffel wurden von vielen Nutzern abgerufen, und sie bekamen mit dem Fernsehpreis (so heißt das immer noch) Emmy eine hohe internationale Auszeichnung.
Der Erfolg macht es möglich: Die zweite Staffel der Serie wird gerade vorbereitet. Bei den Dreharbeiten zur ersten hat Jonathan Fugmann, damals noch Student der evangelischen Theologie, als Statist mitgewirkt. Für das Magazin sechs+sechzig schildert er seine Eindrücke.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich als Statist für die Produktion »Die Kaiserin« zu bewerben?
Ich hatte in der »Fränkischen Landeszeitung« gelesen, dass eine große Netflix-Produktion in Franken gedreht werden soll und dafür Statisten gesucht würden. Da dachte ich, dass das vielleicht eine einmalige Chance sein würde, bei einer solch großen Produktion dabei sein zu können. Als Statist hatte ich noch keine Erfahrung, deswegen war das alles sehr spannend für mich.
Was waren Ihre stärksten Eindrücke bei den Dreharbeiten und welche Rollen haben Sie gespielt?
Vor allem zwei Dinge waren eindrucksvoll. Zum einen hat es mich unglaublich überrascht, wie viele Personen hinter der Kamera zum Erfolg der Produktion beitragen; wie viele Menschen mit Beleuchtung, Ton, Kostümen usw. beschäftigt sind, die für den Zuschauer unsichtbar bleiben. Zum zweiten war mir nicht bewusst, dass zum Beispiel für eine Szene, die am Ende in der Serie vielleicht eine Minute dauert, zum Teil mehr als einen Tag lang gefilmt wird.
Gespielt habe ich zwei verschiedene Rollen, und ich wurde für beide Rollen unterschiedlich kostümiert und frisiert. Einmal war ich ein Hochzeitsgast, der direkt vor dem Bamberger Dom das frisch vermählte Brautpaar bejubelt. Die zweite und größere Rolle war die eines Hochzeitsgastes, der Teil der Festgesellschaft ist und den ganzen Tag mit dem Brautpaar feiert.
Nachdem Sie die Serie gesehen haben, wie fanden Sie sie?
Für mich war besonders spannend zu sehen, wo die Szenen, bei denen ich dabei war, am Ende ihren Platz im Gesamtgefüge finden. Natürlich habe ich die Serie nicht mit neutralen Augen schauen können. Ich fand vor allem die Kostüme und die Szenerien sehr beeindruckend, inhaltlich freue ich mich auf die Entwicklungen der zweiten Staffel. Die Auszeichnung der Serie mit einem »International Emmy Award« 2023 in der Kategorie »Drama Series« hat mich natürlich auch etwas stolz gemacht.
Interview: Herbert Heinzelmann, Foto: Jonathan Fugmann/privat