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Hi Alter, sprichst Du jung?

Dear All, warum reden die nur so irre schnell? Nicht nur die Berufssprecher im Radio und Fernsehen, auch im Alltag. In Lateinamerika scheint die Devise ausgegeben, wer schneller redet hat eher Recht, oder gilt das als smarter oder als was? Als jünger, liebe Freunde; einfach als jünger. Und nicht nur in Iberoamerika. Nordamerikanische Kids haben sich angewöhnt, an den Satzenden die Stimme hochzuziehen, so dass sich oft als Frage anhört, was als Aussage gemeint ist. Aber wer versteht das falsch? Ich und jene, die mit einem anderen Generationsdialekt aufgewachsen sind. Übrigens, völlig sinnlos, die sprache der Jungen nachzumachen. Passt nicht. Genauso wenig, wie wir jenseits der 50+ „ist ja geil“ sagen dürfen, wenn wir eigentlich, „ist ja toll“ sagen wollen. Alter, bleib bei Deiner Sprache!
Der offensichtliche Generationendialekt stößt mir zunehmend lästig auf, vor allem bei Fremdsprachen. Ich bin keines jener Genies, denen andere Sprachen scheinbar im Schlaf zufliegen. Nein, mühsam und mit echtem Fleiß hatte ich mir Vokabeln, Grammatik, Akzent und Redewendungen angeeignet – aber eben in der Jugend – in meiner Jugend, muss ich hinzufügen. Das ist eine Weile her, und seitdem scheint sich weltweit einiges geändert zu haben, auch die generationenspezifischen Dialekte. Sprachen leben offenbar schneller als ich, besonders, wenn ich diese unbeaufsichtigt lasse. Dann entlaufen sie mir, unaufenthaltsam. Bis Anfang der Siebziger Jahre pflegten in den besseren Kreisen Zentral- und Nordspaniens Kinder ihre Eltern mit „Ustedes“ anzusprechen, also im Plural und gesiezt. Erwachsene und Fremde wurden grundsätzlich gesiezt, mit dem formellen “Vd.” oder “Vds.”; enger vertraute Erwachsene durfte ich als „Don“ oder „Donya“ plus Vornahmen anreden. Wendungen, die im Spanien von heute mindestens schallendes Gelächter, wenn nicht sogar Indignation ob solcher krypto-konservativer Gesinnung auslösen würde . Heute duzt jeder jeden in Spanien und man verkehrt per Vornamen. Mit dem Ende der Franco-Zeit und Aufblühen der neuen Demokratie in Spanien, fielen zuerst die schwarzen Schleier der Witwen; dann das für Frauen geltende Tabu in der Öffentlichkeit zu Rauchen; letztlich deren Bikinioberteile, die dann auch noch all die „Don“s und „Sie“s mit sich rissen in die Mülltonne der Geschichte.
Sprache ist ein Vehikel des gesellschaftlichen Wandels, gewiss – muss sie mich aber dabei vorschnell alt anhören lassen? Die jungen Hong Kongianer sagen „nei“ zu Dir, während ich noch ein „lei“ gelernt hatte. Aus “l” mach’ “n”, mit dem Ende der Kolonialzeit 1997, kommt eine neue Aussprache. Auch die früher übliche Nachsilbe “ah” bei Kurzsätzrn entfällt bei den Jungen und ziehen damit eine weitere Sprachgrenze zwischen modernen und alten Sprechgewohnheiten. Völkerverständigung und der Dialog zwischen Jung und Alt hat noch mehr Hürden, als nur Mode und Musikgeschmack!
Doch ein Wort werde ich mir von den Jungen klauen, weil ich es einfach toll finde :
„ YOLO“. Heisst „you only live once“ – das neue „carpe diem”. YOLO!
In diesem Sinne, liebe Freunde
Ihr Global Oldie

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