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Ein Hurra auf das Hochhausleben im Alter

vignetteFargelHello All, dass ich eines Tages Folgendes mit Überzeugung schreiben würde, hätte ich mir vor ein paar Jahren nicht denken können: Hochhäuser als ein hochwertiges Wohnmilieu für Alte. In Singapur und Hong Kong lernt man seit vierzig Jahren, die vertikale Lebensform mit zunehmender Lebensqualität aufblühen zu lassen. Ursprünglich hatte man die Hochbauten konzipiert, um schnell Wohnungen mit minimalen Standards zu schaffen; als Alternative zu den Hütten ohne Kanalisation, ohne Wasser oder Stromanschluss, oft halb illegale Siedlungen, die stets von Feuer und Erdrutschen gefährdet waren. Das waren zweckmässige Wohnblocks, die den Landschaftsverbrauch der flächenmäßig kleinen und schnell wachsenden Stadtstaaten eindämmten, jedoch eng, unsäglich hässlich und anonym. Inzwischen haben die Stadtplaner und Architekten Asiens viel hinzugelernt und schaffen Hochhausanlagen als attraktive Wohnformen für Jung und besonders für Alt. Seit einigen Jahren drängt die Mittelschicht in jene neuen, gut durchdachten Hochhaus- Wohnanlagen. Denn entgegen der ersten Anmutung sind teilweise gemütliche, dorfähnliche Strukturen mit guten Nachbarschaften entstanden – nur eben übereinander, nicht in der uns gewohnten Horizontalen.
Wir haben auch unseren schon recht betagten Onkel Ng und seine Frau im 52. Stock des Siu Sai Wan Island Ressort Tower besucht. Beide glücklich, weil sie sich immer noch selbst versorgen können, dank der kurzen Wege mit dem Lift von oben nach unten. Okel Ng geht tagsüber gerne unten im zugehörigen Park Schach spielen; schmaucht unter den Bäumen mit Freunden sein Bambuspfeifchen. 100 Meter Fußweg. Seine Frau fährt morgens zur gemeinsamen Qi Gong Gymnastik runter; auf dem Rückweg nach oben holt sie das Frühstück vom Schnellimbiss im Erdgeschoß, meist Congee- Reissuppe mit wechselnden Zutaten, 150 Meter zusammmen, ohne Treppe, Schwelle, ohne Rollator. Am späten Vormittag saust sie im Aufzug wieder runter, um täglich Frisches vom Markt zu holen. 400 Meter zum Gehen und Tragen, hin und zurück. Nachmittags spielt sie mit ihren Freundinnen Mah Jong im Gemeindezentrum, ca. 160 Meter unter ihrer Wohnung. Oben zieht eine angenehme Brise durch die geöffneten Fenster, die vielen Stimmen der Stadt unterhalb sind nur mehr als Raunen zu hören. Die Klimaanlage darf noch bis Mai schweigen.
Die Wohnzufriedenheit in solchen modernen Blöcken ist sehr hoch und steigt, wie Umfragen unter den Bewohnern und die Nachfrage zeigen. Im Untergeschoß halten blitzsaubere U-Bahnen (MTR/MRT) und Busse im Minutentakt den autofreien Kontakt zwischen Innenstadt und den vertikalen Vororten. Breite Rolltreppen und Lifte bringen die Bewohner in die Funktionsstockwerke mit großzügigen Geschäftszeilen, die vom Blumenladen, Schnellimbiss, Garküchen, Markt bis zur Wäscherei alles alltäglich Nötige bieten. Stets nur Meter vom nächsten Lift entfernt. Einkaufen gehen „von oben“: Ein Kinderspiel für gehetzte Multi- Taskingeltern wie auch seniorengerecht barrierefrei. Um die Wohntürme herum breiten sich makellose Grünflächen aus, mit Spielplätzen, Sitzgruppen, Parkbänken, Brunnen und öffentlichen Turngeräten. Die teureren Anlagen bieten zusätzlich Swimmingpools, Tennisplätze – alles in wenigen Fußwegminuten von der Wohnung oben. Im Sockel integriert finden sich Kindergärten und Gemeindezentren mit weiteren öffentlichen Einrichtungen wie betreutes Wohnen, Bibliothek und Ärzten. Doch am wichtigsten scheint das unverhoffte Element der neuen Geborgenheit zu sein: Man lernt die Turmnachbarschaft in ein paar Monaten kennen, meist unten in den Serrvicestockwerken, weil es dieselben paar Hundert sind, die sich dort tagtäglich begegnen, auf den öffentlichen Grünflächen, Imbisstuben, Geschäften – wie in einem Dorf.
Wie eingangs gesagt, das mit dem vertikalen Dorfgefühl hätte ich mir, bevor ich es nicht selbst gesehen und von mehreren Bewohnern gehört hatte, auch nicht vorstellen können. Immer offen bleiben, für Neues, Unerwartetes. liebe Freunde!
Ihr Global Oldie
P.S. Wen es interessiert, dem sei u.a. zum Lesen empfohlen : “High -Rise Living in Asian Cities”, Belinda Yeh et al., Springer Netherlands

Eine Antwort

  1. das ist das stichwort, immer offen bleiben für neues. ich kenne singapur, mich hat in asien schon immer die leichtigkeit der menschen, das annehmen und das beste daraus machen faziniert. macht dies die sonne? wir sind im sommer auch offener als im winter. menschen für etwas zu begeistern und weg von der bequemlichkeit des fs, ist schon schwerstarbeit

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