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Wettstreit zwischen ARD und ZDF um alte Zuschauer

Haben Sie die Heute-Show am Freitag Abend im ZDF schon für sich entdeckt? Diese Sendung, die ich zu den besten Satiresendungen im Fernsehen zähle, ist für ein jüngeres Publikum ins Programm genommen worden. Aber es dürfen natürlich auch Ältere sehen. Die Älteren sind seit neuestem eine umworbene Zielgruppe spottet die Moderatorin. Im ersten Programm würden nur noch Sendungen aufgenommen werden, die auch Senioren als Akteure haben. Als Beweis blendet sie Talkshow-Runden ein.
Mir ist auch schon aufgefallen, dass die Talkrunden zunehmend mit Veteranen der politischen Bühne bestückt sind. Vielleicht sind die zugkräftiger als die jungen Gesichter in den etablierten Parteien, die man sich gar nicht mehr merken kann, so schnell wechseln die.
Außerdem wandert das jüngere Publikum zunehmend ins Internet ab. Kein Wunder, wird doch im Fernsehen verstärkt für Angebote online geworben. Was treu an der Mattscheibe kleben bleibt, sind die Senioren. Für sie ist die Glotze das Tor zur Welt.
Als ich neulich ein kleines feines Büchlein über „die letzte Liebe des Monsieurs Armand„, eines betagten Franzosen las, berührte mich der Satz, der Monsieur habe schon lange nichts mehr zu erzählen gehabt, was andere Menschen interessieren könnte. In meiner Jugend haben sich solche Menschen damit beholfen, dass sie ab einem gewissen Alter einfach die Dinge immer wieder erzählten. So kamen mir manche Begebenheiten sehr vertraut vor, weil ich sie schon xmal gehört habe.
In Zeiten, in denen selbst über 80-Jährige jung alt werden, geht das natürlich nicht mehr. Also schauen die Menschen fern, rufen ihre Angehröigen an, um sie auf interessante Sendungen aufmerksam zu machen und reden bei geselligen Treffen über eben diese Talkshows, die sie an frühere Zeiten erinnern, als sie selber und die Akteure noch viel zu sagen hatten.
Was ist daran schlimm? Schließlich steigt der Anteil der Älteren in der Bevölkerung deutlich. Das könnte doch ARD und ZDF freuen, wenn sie hier hohe Marktanteile haben. Oder wollen sie die Alten erst verlieren, um sie in zehn Jahren mühsam per Werbung wieder einzufangen, wenn selbst die Hocbetagten wie selbstverständlich im Netz surfen und ihr Programm selbst zusammenstellen? Da reicht es dann nicht mehr, wie scherzhaft vorgeschlagen, die aktuelle Sendung „gestern“ statt „heute“ zu nennen.

Eine Antwort

  1. Und ich dachte immer die beiden Staatsfernseh-Anstalten wären im Wettbewerb um das langweiligste Programm – egal, ob es sich um jüngere oder ältere Zuschauer handelt. (5 Talkshows dazu matte Fernsehspiele, das verkraftet kein kluger Kopf). Wie man sich doch täuschen kann.

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