Gerade bin ich über eine Studie gestolpert, die von der Heidelberger Soziologin Simone Becker erstellt wurde. Sie kommt zu dem Ergebnis: Je gesünder die Menschen sind, desto häufiger treiben sie Sport. Das verblüfft mich gar nicht. Wer sich unter Schmerzen fortbewegt, wird kaum wandern. In meiner früheren Nordic Walking Gruppe gab es schon einige, die lieber auf das Rad umgestiegen sind, weil ihre Hüfte Beschwerden bereitete. Aber natürlich ist es fatal, wenn sich der Gesundheitszustand durch die Inaktivität verschlechtert. Was mich aber bei der Studie überzeugt hat ist die Kritik an Präventions- und Rehabilitationskursen. „Solche Kurse werden meist nur zeitlich begrenzt angeboten“, so Becker. „Danach haben die Teilnehmer oft keine Möglichkeit mehr, das Training fortzusetzen,“ rügt die Wissenschaftlerin.
Ich finde, das ist eine berechtigte Kritik, die sich die Krankenkasse einmal zu Herzen nehmen sollten. Rentner, die nicht viel Geld haben, freuen sich über subventionierte Kurse, denn manches Fitness-Angebot ist ziemlich teuer. Hier sollten Prämien, wie sie einige Kassen bereits anbieten, Anreize schaffen. Denn Bewegung macht auch zufiredener. Das habe ich gerade wieder „in freier Wildbahn“ beobachtet. Bei einem Kurzurlaub in Tirol befanden sich unter den sportlichen Wanderern viele Senioren. Bei dem schönen Spätsommerwetter waren wahrscheinlich hundert Prozent der 18 Prozent sportlicher Rentner unterwegs. Vielleicht sollte Sportfreunde andere werben. Wer Aktivitäten empfehlen möchte oder schöne Touren: Bitte die Kommentarsplate steht Ihnen zur Verfügung.
Zurück zur Wissenschaft
Die SOEP-Daten, auf denen die Studie basiert, zeigen: Im Laufe des Lebens lässt die Gesundheitszufriedenheit der Deutschen immer mehr nach. Gleichzeitig geht die sportliche Aktivität zurück. Zwar ist der Anteil der Deutschen, die mindestens einmal pro Woche Sport treiben, in den vergangenen 15 Jahren um 16 % gestiegen. Aber mit zunehmendem Alter zieht es die Deutschen immer seltener in die Turnhallen. „Je weniger zufrieden Männer und Frauen mit ihrer Gesundheit sind, desto eher geben sie frühere sportliche Aktivitäten auf“, sagt Simone Becker. „Und desto seltener beginnen sie damit, regelmäßig Sport zu treiben.“ Die Folge: Im Alter von 18 Jahren treiben knapp 70 % der Männer und 42 % der Frauen wöchentlich Sport. Mit 35 Jahren zieht es etwa ebenso viele Frauen wie Männer, nämlich jeweils ca. 30 %, auf die Sportplätze. Unter den älteren Menschen ab 68 Jahren sind es nur noch jeweils 18 % der Frauen und Männer.
Für ihre Untersuchung hatte Simone Becker Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ausgewertet, die zwischen 1986 und 2005 erhoben wurden. In den SOEP-Befragungen geben die Befragten auf einer Skala von 0 (gar nicht zufrieden) bis 11 (sehr zufrieden) an, wie zufrieden sie mit ihrer Gesundheit sind. Außerdem geben sie darüber Auskunft, wie oft sie Sport treiben.
Kontakt zur Wissenschaftlerin Dr. Simone Becker:
simone.becker@soziologie.uni-heidelberg.de