Manchmal bin ich richtig froh, dass ich nicht in Amerika lebe, sondern mitten in Westeuropa. So richtig gefährliche Tiere sind hier seltener unterwegs – Bären, Wölfe gibt es eigentlich kaum in wesentlicher Zahl. Von Bisons, Krokodilen oder ähnlich furchterregenden Tieren ganz zu schweigen. Anders in Amerika. Deshalb ist auch die Hälfte der Bevölkerung bewaffnet, oft sogar mit Schnellfeuergewehren – es wäre ja möglich, dass nicht nur ein einzelnes Tier, sondern eine ganze Herde hinter der nächsten Hecke hervorbricht. Da stünden wir unbewaffneten Europäer ganz schön dumm da.

In Alabama – das wusste schon Rex Gildo und hat Ende des letzten Jahrhunderts einen Hit daraus gemacht – steckt der Colt immer im Pyjama. Das stelle ich mir schrecklich unpraktisch vor: Ständig stört einen das harte Dings an der Seite, oder man dreht sich versehentlich um und ein Schuss geht los. Dabei ist gar kein Bison in der Nähe.
Oder etwa in Florida. Ein netter kleiner Bummel durch die Sümpfe und dann, aus dem Nichts, blickt man unversehens in das weit geöffnete Maul eines Krokodils. Kein Problem: Ein rascher Griff zum Colt und das Problem ist beseitigt.
Natürlich betrifft die Gefahr durch Bisons und Krokodile eher die Südstaaten der USA. Keine Ahnung, was sich etwa in New York oder Chicago an Getier herumtreibt. Vorsichtshalber ist ein kluger Bürger gegen alles gerüstet. Die paar Leichtfüße, die gegen eine derart vernünftige Lebensvorsorge opponieren, haben einfach noch nicht richtig nachgedacht.

Amerika: Hier leben freie Menschen in einem freien Land, stets gegen alle Gefahren gewappnet! Wir vermufften Typen und Typinnen vom alten Kontinent sind einfach zu wurschtig. Womöglich biegt unerwartet einmal nicht Nachbars Dackel um die Ecke, sondern ein ausgebüxtes Wisent, dem es in seinem Nationalpark nicht mehr gefällt – was dann? Diskutieren? Darüber muss ich noch nachdenken…
Text: Brigitte Lemberger
Cartoon: Sebastian Haug




