Zu den netten, zuweilen auch skurrilen Gewohnheiten, an die man heute mit einem überraschten Ausruf: »Ach ja, das tatsächlich war mal üblich…« denkt, gehört der Knicks. In unserer Reihe »Das war schick« porträtieren wir diesen Gestus in aller Kürze.
Wir sind alle etwas aus der Übung. Wie geht eigentlich ein Knicks? In den 50er und 60er Jahren lernten ihn Mädchen praktisch zeitgleich mit dem Laufen. Den Rücken gerade, beide Knie leicht beugen, dabei das recht Bein im Ausfallschritt etwas nach hinten – so anmutig begrüßte man Tante Ilse, wenn sie sonntags zu Besuch kam. Achtung und Verehrung zollte man damit Verwandten und guten Bekannten. Während Jungs artig ihren »Diener« machten und so die Begrüßung einleiteten, mussten die Mädchen in die Knie gehen. In der Tat stammt der Brauch aus der Antike, wo man ehrergeben vor höherstehenden Persönlichkeiten auf die Knie fiel. Später dann, im 16. und 17. Jahrhundert, als Kaiser und Könige Hof hielten, musste der gesamte Staat sogar mehrfach knicksen: beim Eintreten in den Raum, im Vorbeigehen, wenn man des Regenten ansichtig wurde, und beim Verabschieden. Heute sieht man diese Form des körperlichen Ausdrucks nur noch ganz selten. Eiserne Ausnahme: Wer zur Queen vorgelassen werden will, muss den perfekten Knicks aus dem Effeff beherrschen. Viola Schnackig, die kleine Dame auf unserem Foto, die artig ihre Oma begrüßt, hätte im Buckingham-Palace keine Probleme.
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Ich bin 1949 geboren und habe bis 1955 in Regensburg gelebt. Ich kann mich noch erinnern, dass ich damals knicken musste. 1955 sind wir dann nach Sachsen gezogen und ich kam auch hier zu Schule, da war es nicht üblich