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Gemeinsam altern macht die Gewerkschaft stark

vignette_nosseck_bockNeulich fiel mir eine Gewerkschaftszeitung in die Hand. Darin hat verdi einen Schwerpunkt zum Thema alte Mitglieder veröffentlicht. Offenbar ist der demografische Wandel bei den Gewerkschaften angekommen. Jetzt bemühen sie sich, ihre Mitglieder auch nach dem Anschluss des Berufslebens in ihren Reihen zu halten. Das hat mich erstaunt. Ich dachte, die silberne und goldene Treuenadel, die man für 25 oder 50 Jahre Gewerkschaftszugehörigkeit bekommt, sei so erstrebenswert, dass man bis zum Tod Mitglied bleibt. Die 0.5 Prozent von den Alterseinkünften sind doch ein minimaler Beitrag dafür, dass man noch seinen Einfluss auf Politik und Gesellschaft gelten machen kann.
So argumentiert verdi jedenfalls. Neben Ermäßigungen und Sonderkonditionen erwartet die Mitglieder im Rentenalter das gute Gefühl, ihre Gewerkschaft kämpft für sie in Sachen Gesundheitspolitik, Pflege und Rente.
Komisch, ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass verdi in der Deatte um die Pflegereform das Wort ergriffen hat.
Bestimmt ruft verdi bald zu einer Demonstration gegen die ganzen Nachteile auf, die Rentnern aufgebürdet werden. Von Krankenkassenbeiträgen und Steuern, die ihre hart erarbeitete Rente schmälern bis hin zu der Forderung nach einem verständlichen Rentenbescheid.
Ich finde, hier lässt sich die Gewerkschaft von Verbänden wie dem VdK die Butter vom Brot nehmen. Der Sozialverband hat ständig wachsende Mitgliederzahlen und vertritt glaubhaft das Anliegen der Rentner.
Da müssen die Gewerkschaften noch ganz schön an ihrem Image feilen, um annähernd an den VdK heranzukommen.

2 Antworten

  1. Milder Einspruch, Euer Ehren!
    Ich meine, die Gewerkschaften tun gut daran, sich auf die Belange der aktiven Arbeitnehmer und der aktuellen Arbeitswelt zu beschränken; dort müssen sie ihre Kompetenz entfalten.
    Es tut erfahrungsgemäß Organisiationen nicht gut, sich tendenziell thematisch zu breit aufzustellen – siehe ADAC oder Kirchen. Gesamtgesellschaftliche Themen, zu denen ich auch die angesprochenen Rentnerprobleme rechne, sollten den Parteien, dem VDK und anderen spezialisierten Gruppierungen auf den Nägeln brennen. Nicht den Gewerkschaften. Ich lese in dem Begriff Gewerkschaft “Werk” und “Schaffen” jedoch nicht Ruhestand und Rente. Schuster, bleib bei Deinen Leisten!

  2. Die Gewerkschaften tun in der Richtung wenig. Wenn die Rentner Glück haben, werden sie in der Rede am 1. Mai mal kurz erwähnt, meistens aber nicht. Wen kümmert das schon? Denn der 1. Mai ist bekanntllich ein Tag, an dem die allermeisten Deutschen nur das Ausflugswetter interessiert. Die Gewerkschaften haben mit den Kirchen gemein, dass ihne geeignete Prediger fehlen. Kenntnisse in Rhetorik gelten kaum als Wert an sich (was im Unternnehmerlager zugegebenermaßen nicht viel anders ist), und sie werden auch wenig gefördert in einem Miieu, in dem es offenbar weniger auf Freigeister denn auf unerbittliche Sekretäre ankommt. Für mich sind die Gewerkschaften verzopft, und die Rentner gespalten – je nach Verrmögen. Ein Drittel von ihnen spielt Boccia auf Mallorca, ein zweites Drittel läuft thailändischen Frauen hinterher und der Rest – fast 800 000 über 65-Jährige in Deutschland – muss sich ein Zubrot verdienen, um mt der schmalen Rente über die Runden zu kommen. Dieser auseinander fallende Haufen von Rentnern geht natürlich nie geballt auf die Straße! Deshalb braucht auch keine Regierung und keine Gewerkschaft vor ihnen Angst zu haben.

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