Best Exotic Marigold Hotel ist einen Kinobesuch wert. Die englischen Ruheständler, die aus ganz unterschiedlichen Motiven ihren Lebensabend in Indien verbringen, sind durchaus authentisch. Ihre Reise ins exotische Indien wird für manche zum Selbsterfahrungstrip, für manche zur Vergangenheitsbewältigung und für andere schlicht ein Neuanfang. Bis es soweit ist, müssen natürlich allerlei Hindernisse aus dem Weg geräumt werden.
Die Situationskomik, die durch den Zusammenprall von indischer und britischer Kultur entsteht, hat noch eine weitere Ebene, die vor allem auf die Kolonialmacht England hinweist.
Doch allzu viel Nebenstränge belasten den gelungenen Film nicht. Das ist auch gut so. Ebenso verzichtet er darauf, die Bollywood-Elemente des indischen Erfolgsgenres zu sehr auszuspielen. Anklänge an das farbenprächtige Schnulzenkino, das auch hierzulande viele Fans hat, reichen aus, um die Zuschauer mit einem guten Gefühl nach Hause zu entlassen. Doch wie lautet das Lebensmotto des sympatischen Hauptdarstellers? Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.
Das ist doch mal eine Spruchweisheit, die im höheren Lebensalter durchaus etwas tröstliches hat. Über das Alter hinwegtrösten, nicht täuschen, das ist auch die Spezialität von „Best Exotic Marigold Hotel“. Selten sah man die Falten der Stars so gut ausgeleuchtet und selten hat es einen so wenig gestört. Denn innerhalb der ersten halben Stunde vergisst man, dass es sich bei den Hauptdarstellern überwiegend um alte Menschen handelt. Durch ihre Lebensfreude, ihre alterslosen Intrigen, Neurosen und Interessen werden sie zu Identifikationsfiguren für das Publikum, egal in welchem Alter sich dieses befindet. So saßen im fast ausverkauften Großkino auch durchaus Jüngere. Das hat mich gefreut, denn gute Unterhaltung ist ebenfalls keine Frage des Alters. Das mögen die Zielgruppen-Fetischisten anders sehen. Die Erfahrung lehrt: Es gibt gutes Kino und schlechtes. Best Exotic Marigold Hotel gehört in die erste Kategorie.
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