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Rente erst mit Eintritt ins Himmelreich

Das Jahr 2012 beginnt gut. Nämlich mit einer Debatte über die Verlängerung der Lebensarbeitszeit. Die Rente mit 67 ist jetzt bald Fakt. Dass darüber überhaupt noch gestritten wird, mag etwas seltsam anmuten. Schließlich ist der Zug schon abgefahren und da nützt es wenig, wenn Politiker wie Ministerpräsident Seehofer am Bahnsteig stehen und plötzlich Halt rufen.
Jetzt melden sich so genannte Wirtschaftsweise zu Wort und schauen, passend zum Jahresanfang, in die Glaskugel. Darin erblicken sie eine wunderbare Botschaft. Die Rente mit 69 muss her. Tolle Idee!!! Zwar ist die Aussage etwas abgemildert, weil man sich vorstellen kann, das Renteneintrittsalter erst in knapp 50 Jahren bis zu diesem Eckwert anzuheben., aber ich bewundere die Kühnheit der Aussage.
Noch einmal zurückgeblättert: Vor 50 Jahren, also 1962, herrschte fast Vollbeschäftigung. Es wurden Gastarbeiter ins Land geholt, um den Mangel an Arbeitskräften, sicher auch eine Folge des Zweiten Weltkriegs, auszugleichen. Danach folgten einige Krisen. Der Arbeitsmarkt veränderte sich komplett. Erst vor wenigen Jahren herrschte eine grausame Jugendarbeitslosigkeit.
Wer weiß, wie es im Jahr 2062 aussieht? Ich werde das mit Sicherheit nicht mehr als Arbeitnehmerin erleben, denn bis dahin hätte ich die 100 überschritten. Aber ich bin schon heute genervt von diesem völlig falschen Weltbild. Warum liberalisiert man die Lebensarbeitzeit nicht? Teilt sie in eine Kernarbeitszeit auf, die sich in Arbeitsjahren misst und in eine freiwillige Zeit, die jeder individuell festsetzen kann? Dann wären solche Gedankenspiele wie die Rente mit 67, mit 70 oder mit 80 kein reines Rentenkürzungsprogramm mehr, sondern völlig überflüssig.
Ich kenne viele Menschen, vor allem Journalistenkollegen, die haben ihren Rentenbeginn gar nicht mehr erlebt, selbst wenn er bei 65 jahren lag. Die sind leider schon früher gestorben. Das kommt den Vorstellungen der so genannten Wirtschaftsweisen sicher schon sehr nahe. Und Jenseitsversprechungen kennt die Menscheit aus der Religion schon lange. Dass sich jetzt auch Politiker dieses Mittel bemächtigen, stärkt nicht gerade das Vertrauen in ihre Berater und auch nicht in sie selbst.

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