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Hut ab, Maske auf

Hello All,

ich war nicht mehr up-to date in Sachen Covid-19 Schutzmasken. Nachdem ich den Anschluss an die volatilen, kleinstaatlichen Maskenverordnungen verloren hatte, was in welchem Bundesland wann unter welchen Begebenheiten zum Mund- und Nasenschutz verpflichtet, gewöhnte ich mir an: überall dort, wo ich einen imaginären Hut absetzen würde, setze ich die Maske auf: in öffentlichen Innenräumen oder wo stickige Luft oder Gedränge herrschen. Mal schwamm ich damit im Mainstream mit, mal fühlte ich mich in der Minderheit, aber unverdächtig. Da kommt halt einer, der sich schützt vor Schreihälsen, Nießern oder Gerüchen.

Jetzt torpedieren Bayerns neue Hygieneregeln mein harmloses Erscheinungsbild. Denn in unserer freistaatlichen Öffentlichkeit müssen nur noch Corona-Infizierte eine Maske tragen. FFP2-Bewehrte wie ich machen sich als potenzielle Keimträger verdächtig;  outen sich möglicherweise als Akutfall mit der neuesten Covid-Variante. Oder schleppt er gerade die Grippe an? In den Aerosolen  schweben nun Stigmata mit in der Luft. Schon mutmaße ich mehr besorgte Blicke im Supermarkt auf mich gezogen zu haben; Diskriminierung droht. Wer nicht infektiös ist, zeigt sein wahres Gesicht.

Da lobe ich mir fast eine generelle Maskenkultur,  die vor solchen Verdächtigungen befreit, wie z.B. wie in Japan. Schon Jahrzehnte vor Corona waren Mund- und Nasenmasken in der Öffentlichkeit üblich; freiwillig, wegen Smog, Allergenen, versäumten Schminkens oder Schüchternheit. Heute gelten in Japan  offiziell die unverbindlichen „3 C-Empfehlungen“ für Masken. Für closed spaces (geschlossene Innenräume), crowded spaces (stark frequentierte Orte) und close contacts (enge Kontakte). Als gut meinende Leitlinie, an die sich offenbar die Mehrheit hält. Auch in Süd-Korea ist die strenge Maskenpflicht aufgehoben und durch eine breit akzeptierte Freiwilligkeit ersetzt. Wenige fallen mit „oben ohne“ auf.

In Hongkong und in der VR China ist Maske in der Öffentlichkeit streng überwachte Pflicht. Jedoch auch eine willkommene Möglichkeit, sich der automatisierten Gesichtserkennung und des Trackings seitens sensibler Autoritäten zu entziehen. Doppelte Sicherheit, schmunzeln einige; in China gelten Verdopplungen als Symbol des Glücks.

Es gehört zur Ironie der Geschichte, dass die ehemalige Regierung Hongkongs unter Carry Lam zu Beginn der Studentenunruhen 2019 das Tragen von Gesichtsmasken explizit verboten hatte, um die von Schuh bis Scheitel schwarz vermummten Randalierer besser identifizieren zu können. Ältere Unbeteiligte trugen ebenfalls Masken; wegen fragiler Gesundheit oder als zweideutige  Solidaritätsbekundung mit den Rebellierenden.

Bis die allgemeine Maskenpflicht wegen Corona eingeführt wurde. Ab dann waren Masken systemkonformer Infektionsschutz und denkbar unattraktiv für Regierungskritiker. Die Mehrheit wechselte von schwarzen zu medizinisch und politisch cleanen weißen oder blauen Exemplaren. Einige tragen nun zusätzlich tief ins Gesicht gezogene Baseball-Kappen, für noch mehr Schutz. Vor Überwachungskameras? So ein Missverständnis; nur vor Hongkongs starker Sonne oder Monsunregen, je nach Wetter, versteht sich. Doppelter Schutz, doppeltes Glück. Hut ab.

Euer Global Oldie

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