Anzeige

Octopus-Card als Ersatz für 9-Euro-Ticket

Hello All,

das  9-Euro Ticket war billig und wunderbar unkompliziert. Ich habe es alten amerikanischen Freunden aus dem Silikon-Valley empfohlen, die Deutschland bereisten. Beide an HigTech gewöhnte Kalifornier, die bisher mitleidig auf Deutschlands Innovationströdelei geschaut hatten, waren baff, wie „easy“, und leichtfüßig sie sich zwischen unseren Fachwerkstädtchen bewegen konnten. Mit öffentlichem Nahverkehr! Ein mächtiger Image-Booster unter US-Touristen; ein schmächtiger Hoffnungsschimmer unter uns hiesigen Tarifdschungelbewohnern.

Die Octopus-Card in Hongkong ist jedoch besser als das 9-Euro Ticket. Weil sich dieses Bezahlsystem für den ÖPNV nicht nur für drei Monate, sondern schon über 25 Jahre, seit 1997 bewährt, mit ca. 26 Mio. Anwendungen pro Tag. Nutzer zahlen per anonymer Zahlkarte, die man mit 50 bis zu 1000 HK$ (ca. 6 – 120 €) aufladen kann. Beim Betreten der MTR (Hongkongs U-Bahn), eines Busses, einer Fähre oder beim Durchfahren mautpflichtiger Tunnel hält man die Zahlkarte vor das Lesegerät – und fertig.  Beim Verlassen der U-Bahn der gleiche Vorgang. Ganze 0,3 Sekunden dauert es, den Tarif zu berechnen, abzubuchen und Zugang zu gewähren. Ohne Geldbörse, Schlange stehen an Automaten, ohne Rätseln, von welcher Gebührenzone man in welche andere wechselt, zu welcher Uhrzeit, wie viele Stationen, Kilometer oder Dauer man unterwegs ist. Für Senioren ab 65 mit der grünen Karte berechnet das System einen ermäßigten Preis, ebenso für Kinder zwischen 3 – 11 Jahren und für Auszubildende. Das Abbuchen funktioniert berührungsfrei und ist damit hygienischer als Bargeld oder Tippen auf Tasten oder Bildschirmen.  Die Verkehrsbetreiber ersparen sich die Fahrscheinkontrolleure. Und, anders als beim verflossenen 9-Euro-Ticket, zahlen nur Nutzer für die jeweiligen  Fahrten, ohne pauschal alle Steuerzahler an die Subventionskasse zu bitten.

Ich hadere damit, dass man bei uns in Deutschland noch immer, von Stadt zu Stadt unterschiedlich, an brummenden, kartenausspeienden Automaten minutenlang Schlange stehen muss, um anschließend ein Tarif-Sudoku zu lösen und monetäre Geduldsspiele zu vollbringen. Während Octopus-ähnliche Systeme auch anderswo eingeführt wurden, wie in Süd-Korea mit Upass, in Singapur via EZ-Link; oder in unserer europäischer Nähe, z.B. in Paris mit dem Navigo Card und London per Oyster Card. Gerade uns Älteren kommen diese einfach zu bedienenden Zahlarten entgegen, erleichtern uns die Mobilität und den Verzicht auf Auto oder Taxi.

Die Grundidee von „Octopus“ war, für Millionen Passagiere täglich ein blitzschnelles  „go everywhere“ (überall hinkommen) System zu schaffen: „Baat Daaht Tung“ , achtarmige Möglichkeiten. Die 8 gilt als Glückszahl unter Chinesen. Zumindest mit der Octopus Card haben die Hongkonger wirklich mal Glück. Es sei ihnen gegönnt. Uns gerne auch. Wie wäre es mit einer Sprint-Card? Oder wird’s doch eine Sankt Nimmerleins-Karte?

Inzwischen kann man in Hongkong mit der Octopus Card auch in vielen Supermärkten und Restaurants flink und sauber die Rechnung begleichen. Entsprechend der Aufladung. Da kommt unser verflossenes 9-Euro-Ticket nicht mit. Vielleicht ein Vorschlag für das 8. Entlastungspaket?

Euer Global Oldie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

weitere Beiträge

Die Rezepte unserer Omas

Skip to content