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Digitale Frage, analoge Antwort

  “Opa, wann stirbst Du?“, fragte mich der Fünfjährige auf dem kleinen Bildschirm meines Smartphones. Von wegen harmloses „sonntags-rufen-wir-Oma- und-Opa-an“. Hammerfrage, aus heiterem Himmel. Der Enkel wirkte nicht sonderlich besorgt. Sein Papa, der ihm das Iphone hielt, schon. „Nicht so bald, denke ich“ rutschte es mir raus. Bevor ich etwas Schlaueres nachschieben konnte, hatte sich der Bub wieder getrollt zum Toben mit dem kleinen Bruder; 9000 Km entfernt.  Sein Papa in akuter Erklärungsnot.  War unser Testament Tischgespräch gewesen? Der Tod der Uroma im letzten Herbst? „Die sprechen in der Pre-School gerade übers Leben“. Am Tag nach einem erneuten Amok-Shooting, diesmal in einer High-School in Miami. Diese Seite im US- Alltag taugt weniger zur Einführung eines Fünfjährigen in Mutter Naturs Zyklus aus Entstehen, Sein und Vergehen. Ein paar mehr Sekunden hätte ich schon gebraucht, um meine explodierenden Gedanken zu sichten, kindgerecht zu verknüpfen und Smartphone adäquat durch das Internet zu schicken. Ich wollte, ich könnte das Bengelchen an die Hand nehmen, ihm Wachsendes und Abgestorbenes im Garten zeigen. Oder auf den Knien wiegen und ergründen, ob Angst oder Neugierde Pate zu dieser Überrumpelungsfrage standen. Mit dieser Fragentechnik hat der Bub das Zeug zum Fernsehjournalisten, ohne Frage. Skype und  FaceTime sind ein Geschenk für weltweit aufgedröselte Familien. Aber nicht zur Klärung der harten Fragen zwischen Enkel und Opa. Ich werde an der Antwort arbeiten; ergebnisoffen. Aber nicht per Skype oder Facetime erörtern. Vielleicht bei einem gemeinsamen Eis im Sommer, wenn es auf dem Löffel schmilzt, seine Form verliert und vergeht?

Ihr Global Oldie

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