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Nützliche Uralte in China

 Hello All, nicht überall sind Uralte eine Last für die Gemeinschaft. Das Dorf Bama verdankt  seinen Hochbetagten sogar neuen Wohlstand. Sie bilden den Kern einer einträglichen Geschäftsidee. „Bama – das Dorf der Langlebigen“. Es hatte sich in den letzten Jahren herumgesprochen, dass man in jenem ärmlichen Ort im Karstgebiet der südchinesischen Provinz Guangxi  sehr, sehr alt  werden kann. 2005 galten 17 der ca. 500 Einwohner als über hundertjährig.  Zuerst kamen Neugierige, dann Journalisten, Wissenschaftler, Ratsuchende und dann Touristen. Letztere zu zigtausenden. Um die Uralten zu sehen oder sich in ihr Geheimnis des langen Lebens einweihen zu lassen. Und, in China ganz wichtig,  gemeinsame Fotos mit den Steinalten; vielleicht färbt da schon etwas Langlebigkeit ab. Gegen dezent überreichtes Bargeld. Man solle dort die Bamo-Höhle besuchen, raunen die Senioren. Deren Luft sei so heilbringend; kristallklares Bachwasser, auch im Ort abgefüllt, trinken, oder schön geformte Felsen am Flussufer umarmen. Dies und manches mehr verraten die Uralten; praktischerweise alles in Bama zu erwerben. Dr. Yan Ze, ein Wissenschaftler am Institut für Geriatrie am Beijing Krankenhaus bietet jedoch eine profanere,  recht ernüchternde Erklärung. Er fand bei alteingessenen  Bama-Bewohnern eine genetische Besonderheit, die sich im Zuge der natürlichen Selektion in jener abgeschiedenen Dorfbevölkerung akkumuliert hatte. Gene! Das ist Nichts, was man zahlungswilligen Besuchern anbieten kann.  Doch versetzt nicht schon der Glaube ganze Berge? Deshalb  bleiben die Ratschläge der Uralten hoch im Kurs: Im Bama-Klima kuren, lokale Kost, Wasser, Tai-Chi, Diät, Höhlenaufenthalte, geführte Wanderungen, Vorträge. Alles wohlfeil am Ort. Dank den redseligen, fotogenen Hundertjährigen.

Epilog: 10 Jahre nach dem beginnenden Langlebigkeitstourismus trübt sich die Stimmung in Bama ein. Die vielen Besucherbusse, Neubauten für Touristen und Ausbau der Straßen haben die einst reine Luft und Stille erheblich gestört. Die ehemals asketisch lebenden Uralten genossen den späten Wohlstand und starben weg. Im letzten Jahr gab es nur noch 3 Hundertjährige in der Umgebung – wie im Landesdurchschnitt. Aber die drei verbliebenen sind nun hochbeschäftigt, auch an der Hundert Jahre Altersgrenze – im Dienste des Dorfes. Tapfer.

Ihr Global Oldie

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