Wie geht es eigentlich Bewohnern von Pflegeheimen? Wie sieht es mit ihrer medizinischen Versorgung und ihrer Lebenszufriedenheit genau aus? Stimmt es beispielsweise, dass es viele unnötige Einweisungen ins Krankenhaus gibt, und diese vorzugsweise nachts und an Wochenenden geschehen, um die Pflegeheime zu entlasten? Bundesweit fehlen dazu belastbare Daten. Das Projekt „Bündnis 70 plus – medizinische Versorgung von Pflegeheimbewohnern“ in Nürnberg ist angetreten, die Lage der Pflegeheimbewohner zu durchleuchten.
Die Studie wurde im NürnbergStift und im Klinikum Nürnberg durchgeführt. Bundesweit erstmalig wurden bei der Studie die Selbsteinschätzung der Bewohner im Heim und die Einschätzung der dort arbeitenden Ärzte und Pflegenden erhoben und gegenübergestellt. Dafür wurden 368 Heimbewohner, 37 Pflegende des NürnbergStift und 11 Allgemeinärzte befragt. Über 120.000 Datensätze stationärer Krankenhausaufenthalte von über 65-jährigen Patienten wurden unter die Lupe genommen und im Vergleich von Pflegeheimbewohnern und Senioren, die noch zu Hause leben, ausgewertet.
Überraschend war die häufige Nennung von depressiven Verstimmungen seitens der Heimbewohner. Auch könnte eine verbesserte ärztliche Versorgung die Belastung der Hochbetagten verringern, die unter einem Klinikaufenthalt in der Regel stärker leiden als vermutet. Häufig sind die Fähigkeiten der älteren Menschen hinterher eingeschränkter als zuvor. „Klischees wie der angebliche „Drehtüreffekt“ bei Krankenhauseinweisungen wurden nicht bestätigt“, berichtet Dr. Ralf Cramer-Ebner, Oberarzt der Klinik für Geriatrie des Klinikums Nürnberg und Leiter der geriatrischen Rehabilitation im NürnbergStift sowie Projektleiter der Studie. Die Ergebnisse der Studie gelten allerdings nur für die Stadt Nürnberg, auf andere Kommunen in Deutschland sind sie nicht übertragbar. Die Behauptung, dass Pflegeheime Heimbewohner vor allem nachts und an den Wochenenden ins Krankenhaus einweisen, bestätigt sich ebenfalls nicht. Die Einweisungen in Nürnberg erfolgen überwiegend an Werktagen innerhalb der Kernarbeitszeiten und durch den Hausarzt.
Sich an einer Studie wie dieser zu beteiligen, ist für Pflügner selbstverständlich: „Wir wollen wissen, was bei uns gut läuft und wo wir uns verbessern können.“ Transparenz ist daher für ihn selbstverständlich. „Diese Studie ist die erste, die sich nicht ausschließlich aus registerbezogenen Daten speist, sondern in der die Beteiligten –Heimbewohner, Pflegende und Allgemeinärzte –zu Wort kommen“, lobt Prof. Dr. Markus Gosch, Chefarzt der Klinik für Geriatrie des Klinikums Nürnberg, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität.