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Brexit, Trump und die Senioren

aaa-vignette Hello All, zwei der politischen „Überraschungen“ haben angeblich die Alten auf dem Gewissen. Den Brexit und Donald Trumps Präsidentschaft. Stimmt, beide Male waren die über 65-Jährigen mehrheitlich anderer Meinung als die Jüngeren. Demokratisches Recht. Die Crux für die Aufgeklärteren: es gibt zunehmend mehr Alte unter den Wahlberechtigten. Und die gehen dann auch noch tatsächlich abstimmen! Englands Jugend klagt; wie könnten die Altfordern ihnen per Votum die EU- Zugehörigkeit vermasseln! Ebenso Schockstarre in den polyglotten Großstädten von Los Angeles bis New York. Denn Amerikas Senioren haben ihre politische Haltung nicht nur digital gechattet, gebloggt und geliked, sondern sind ganz realiter wählen gegangen. In den USA hatten sich nicht einmal die Hälfte der Jüngeren, jedoch 80% der Senioren in die Wahllisten eingetragen. Mit dem bekannten Resultat. Sind deshalb naive, verführte, konservative, unaufgeklärte Alte am unerwarteten Scheitern der klügeren und jüngeren Politikhoffnungen schuldig? Mit Verlaub: Schon seit Jahrzehnten ziehen ältere Briten Kontinentaleuropa zum Urlauben vor als zum gemeinsamen Politikmachen. Das Votum der britischen Senioren war vorhersehbar. Gleiches in den USA: Seit Jahrzehnten wählen Senioren mehrheitlich republikanisch. Daran hat Trump nichts geändert. Der demographische Umbruch wirkt im Stillen auf die politische Strömung ein, wie ein behäbiger, doch mächtiger Strom.
War es nicht die träge Abstimmungsabstinenz der Jüngeren in Großbritannien und USA, die zu jenen „Überraschungen“ führten? Jungvolk, wenn wir in Eurem Alter politisch entrüstet gewesen waren, ging‘s auf die Straße. Mal gegen Franco und gegen §218; mal für Che Guevara oder für Onkel Ho; gegen Kaborabassa-Staudamm und erst recht gegen die ersten Hochhäuser im Frankfurter Westend, alles analog. Wir hatten manchen Unfug in Aktionsbündnissen unterstützt; uns in nächtelangen Diskussionsrunden gegenseitig geräuchert; bei Vermietern, RCDS und Eltern unbeliebt gemacht; von der Presse und Wasserwerfern scheuchen lassen. Doch wir waren politisch spürbar in der realen, analogen Welt. Heute schaffen es viele Jüngere nicht einmal mehr, auch nur alle paar Jahre bis zur Wahlurne oder zum Briefkasten zu joggen; noch weniger in Parteien und anderen politisierenden Kreisen mitzumachen. Selbst wenn sie den politischen Gegner so ganz irre fürchten und wegen ihm um die Zukunft des Planeten bangen.
Moral der Geschich’t: „# Chatten ersetzt Abstimmung nicht!“ Gilt nicht nur in angelsächsischen Gesellschaften.
Ihr Global Oldie

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