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Guerilla Gardening: Ein sanftes Abenteuer im Alter

Hi all,
Im Arbeiterviertel Sans im Westen Barcelona’s finden sich zwischen hässlich monotonen, mit Graffiti besprühten Häuserblocks unverhofft adrette Schrebergarten ähnliche Anlagen, wo letztes Jahr noch Plastikmüll, Hundekot und Heroinbesteckreste vernachlässigte Kinderspielplätze unbrauchbar gemacht hatten. Emilio Ruiz , 66, wollte zusammen mit anderen, darunter verärgerten jungen Eltern von nebenan diese Verwahrlosung vor ihrer Türe nicht mehr ertragen. Die Hausverwaltung unternahm nichts, mit dem Hinweis auf mangelnde Mittel. So führte Emelio Ruiz eine Gruppe von anfänglich vier weiteren Aktivisten an, den Müll wegzuräumen, die verdichtete Erde aufzukacken, Unkraut zu tilgen. Sie pflanzten, gossen und bewachten ihren ersten kleinen Garten mit anspruchslosen Blumen, aber auch Tomaten. Dann folgten weitere Gärten, neue Aktivisten machten vor ihrem Block weiter, bis der ganze Komplex neu umgrünt war. Wochen später kam ein Verwalter vorbei, machte ein paar Notizen und sagte, das alles sei illegal, aber „muy lindo“, sehr schön. Emilio Ruiz hatte jahrelang in dem Wohnblock die meisten Nachbarn kaum gekannt. Inzwischen ist er eine lokale Autorität. Einige Ältere, die auf dem Land aufgewachsen waren, schlossen sich an, vor allem mit Rat, welche Blumen und Nutzpflanzen an welchem Standort auf dem lokalen Boden am ehesten gedeihen würden, die Jüngeren und die mit Auto brachten weitere Erde und Material.
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Ohne es zu wissen, praktizieren Emilio Ruiz und seine Mitstreiter „Guerilla Gardening“. Das ist das illegale Bepflanzen von ungenutzten oder vernachlässigten Brachflächen. Die Gardening Guerilla nimmt nichts weg, sie bringt etwas in die Innenstädte: Samen, Mutterboden und Setzlinge. Ihre meist nächtlichen Angriffe zielen auf verwahrloste Grünstreifen, verödete Verkehrsinseln, vergammelte Baugrundstücke und still gelegte Bahnlinien. Sie legen kleine Blumenbeete, Wildblumenwiesen, Gemüsegärten oder sogar Obstbaumanlagen an, wo vorher Tristesse herrschte.
Ein ungeschriebener Ehrenkodex lautet ungefähr so: „Das Hässliche verschönern, das Absterbende beleben, der Einöde Vielfalt geben“. Guerilla Gardening entstand als eine Form des pragmatischen politischen Protests in den siebziger Jahren in den Großstädten angelsächsischer Länder wie England, USA und Australien und hat inzwischen in vielen Ländern neue Anhänger gefunden – wie in Sans, Barcelona.
Sie nennen sich u.a. „Green Seniors“, „Elder Flower“ oder bei uns „Pflanzaktivisten“. Sie konspirieren in kleinen Gruppen aller Altersgruppen beim „Guerilla Gardening“.
Emilio Ruiz schert sich nicht um solche Bezeichnungen und Zuordnungen. Wichtig ist ihm, dass er etwas gestalten kann, und dass er nun so viele neue Freunde hat. „ Hombre, ich kann Dir sagen, das war anfangs so ein Nervenkitzel! Uns war klar, dass das eigentlich nicht erlaubt ist. Wir wussten nicht, wie die Hausverwaltung und die Nachbarn reagieren würden. Es gab aber nur wenig Zoff. Vor allem, seitdem die Junkies wegbleiben, haben wir zusätzlich das Wohlwollen der lokalen Polizeistation.
Inzwischen ist eine kleine Junior Guerillatruppe aus Enkeln und deren Spielfreunden dazugekommen, die unter Anleitung der Alten einen eigenen Minigarten angelegt haben und dort erstamls „eigene“ Tomaten und Erdbeeren ernten konnten. Darauf ist Emilio besonders stolz.
Achtung, das alles ist nicht legal, auch bei uns nicht. Alles klar?
Ihr Global Oldie

2 Antworten

  1. hallo global oldie, seit ich rentner bin, versuch ich auch durch nicht meckern, handeln etwas für mein umfeld zu tun. dann wird halt was aufgehoben, unkraut entfernt, grün bei hitze gegossen, aber ich bin in meinem häuserbock mit ca. 100 mietparteien, die einzige die sich mal bückt , dafür zahlen wir doch miete heißt es,man ist daheim und langweilt sich lieber. ich spare mir dadurch das fitnessstudio

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