Anzeige

Sterben und Tod als Unterrichtsfach

In der Nürnberger Zeitung fand ich am 7.2.2012 einen Artikel über das Thema “Tod und Sterben” als Unterrichtsfach im Rahmen des Religionsunterrichts an Gymnasien, insbesondere aber an Grundschulen für die dritte und vierte Klasse. Zwei junge Frauen vom Hospizteam Nürnberg waren zu Besuch in einer Schulklasse eines Gymnasiums und haben über ein 18-jähriges Mädchen gesprochen, das in einem Kinder- und Jugendhospiz nicht mehr lange zu leben hat.
“Die Geschichte wirkt nach, die Klasse schweigt, niemand rührt sich … “, stand da zu lesen und auch, dass die Eltern dem Thema gegenüber zunächst skeptisch, dann aber einverstanden waren, weil die beiden Frauen über den Unterricht hinaus für Fragen der Kinder zur Verfügung standen, die sie “sanft und klar” beantwortet haben.
Es ist richtig, dass niemand über das Sterben und den Tod reden möchte. Doch auch Kinder haben zumeist schon einmal nahe Angehörige verloren und haben sich damit auseinandersetzen müssen. Außerdem ist Sterben und Tod überall, in der Religion, in den Fernsehnachrichten, in Krimis und sogar in Märchen (“wenn sie nicht gestorben sind …”)immer wieder präsent.
Ob nun Sterben und Tod in dieser Form im Unterricht neun- und zehnjähriger Kinder behandelt werden sollen, nur weil “niemand darüber sprechen möchte”, finde ich nicht richtig. Schließlich haben die Kinder noch ihr ganzes Leben vor sich und sollten in ihren jungen Jahren auf das Leben, d.h. auf ihr Leben, vorbereitet werden und nicht auf das Lebensende. Überdies wirkt die Betroffenheit der Kinder weit über den Unterricht hinaus.
Weiter stand in dem Artikel zu lesen, dass man ehrlich zu den Kindern sein müsse. “Tod bedeutet, dass das Leben zu Ende ist”. Keine Geschichten vom Himmel, von Wolken und leuchtenden Sternen, die ich meinen damals noch kleinen Enkelkindern als Trost erzählt habe, als ihr Großvater starb?

2 Antworten

  1. Sie haben wieder einmal sehr recht!
    Sterben und Tod sind doch ganz selbstverständliche Teile unseres Lebens, denen wir immerzu und überall begegnen. Deshalb muss schon aufgepasst werden, dass das Thema nicht zu dominant wird. Denn zuerst kommt das Leben: ‘Der Sinn des Lebens ist das Leben’, ‘Wir lassen uns (doch) vom Tod das Leben nicht nehmen’ (Quellen weiß ich nicht mehr zu nennen) und ich bin schon immer der Auffassung gewesen, dass ‘der kluge Mensch so lebt, als wäre er unsterblich, aber er weiss natürlich, dass es nicht so ist’ – und er geht mit diesem Wissen angemessen um. Und die Schule sollte doch wohl zuallererst auf das Leben vorbereiten? Die Gebrechen, Krankheiten, das Altern, das Lebensende kommen dann auf jeden und jede zu. Wie vernünftig die meisten Menschen sind, zeigt sich für mich immer wieder daran, dass sie, werden sie gefragt, wie sie mit dem Tod umgehen, die Gedanken daran nicht zurückweisen, sie aber nicht zum täglichen Begleiter machen und natürlich hoffen, es werde ihnen ein ‘gnädiger Tod’ beschieden sein – in Würde das Leben ausklingend.
    Ein Schulfach ‘Sterben und Tod’ braucht es dazu nicht (aber man weiss heutzutage schon garnicht mehr, auf was die Leute so alles noch kommen (werden)).

  2. Es ist erschreckend, wie man im Bestreben, die vermuteten Defizite in der Familie auszugleichen, alle Grenzen überschreitet. Man kann ja noch froh sein, dass die Kinder nicht gleich einen Besuch im Hospiz mit verordnet bekamen. Kinder sind sehr sensibel. Sie brauchen Geschichten von Engeln und die Vorstellung, dass ein geliebter Mensch am Himmel als Stern wieder auftaucht. Was Erwachsenen schon schwer genug fällt, sich mit Tod und Trauer auseinanderzusetzen, sollte man den Kindern nicht als Unterrichtsstoff zumuten.
    Wird später konsequenterweise das Wissen zu Tod und Sterben abgefragt? Gibt es darauf Noten?
    Vertrauen wir doch auf das sozialen Umfeld der Kinder, das ihnen auf individuelle Weise klar macht, dass das Leben endlich ist. Und lassen wir ihnen doch ein bisschen etwas zum Zauber der Kindheit. Dazu gehört auch, manches eben noch nicht so genau zu wissen. Ich finde, die Eltern/Großeltern sollten bei der Lehrkraft vorstellig werden und das Gespräch darüber suchen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

weitere Beiträge

Die Rezepte unserer Omas

Skip to content