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Mitleid mit den Generationen

Hello All,

können Sie das Mitleid mit den Alten während der Pandemie noch hören und lesen? Geht es der Mehrheit der Ü-66iger im Vergleich zu den Jüngeren wirklich schlechter? Ich hege da Zweifel. Gewiss ist mit den Jahren eine Extraportion an Vorsicht geboten, denn das Virus springt mit einem betagten Körper anders um als mit einem wehrhaften jungen. Doch die Mehrheit der Senioren lebt noch immer selbstbestimmt. Die meisten können sich aus den notorisch gefährlichen Situationen heraushalten.

Alte müssen weder zu Verkehrsstoßzeiten zur Arbeit noch in die Geschäfte.  Einige Länder haben gesonderte Verkaufsszeiten für Senioren eingeführt. Während in manchen Brachen die jungen Aktiven sich begründet sorgen, droht dem Gros der Alten kein Arbeitsplatzverlust und kein Verdienstausfall mehr. Sie können die meisten Alltagsroutinen beibehalten. Sie haben ihre Wohnungen für sich, ohne zusätzliche Stunden mit quengeligen Kleinkindern, hibbeligen Grundschülern, genervten oder nervenden Teenager. Sie bleiben weitgehend von ungewollten Rollen in Home Office, Telearbeiter oder Laienlehrer verschont. Akute Bildungsdefizite berühren uns Alte als empathische Großeltern; doch unsere eigene berufliche Zukunft nimmt keinen Schaden mehr.

Genießen wir Ruheständler gerade in der Pandemie nicht  größere Freiheiten als die Jungen, die weiter funktionieren müssen, unter zahlreichen Restriktionen? Nach meiner Beobachtung leiden Heranwachsende, Studenten und junge Singles eher unter den physischen Kontaktbeschränkungen, den verpassten Bekanntschaften als Senioren, deren Gesellschaftsleben weitgehend auf bewährten Beziehungen fußt. Mit den Impfungen werden wir Alten den Jungen vorgezogen. Vermutlich können wir  früher mit weniger Beklemmung und schabendem Gewissen wieder auf die Waltz gehen. Im Herbst vielleicht, wenn Venedig, Barcelona und Santorini noch nicht erneut von den großen Tourismus-Tsunamis aus Übersee geflutet sein werden. Liebe Leute, geht mit dem Mitleid für Senioren in der Pandemie etwas gerechter um; hebt den Jüngeren und ganz Jungen a bisserl was auf vom Mitgefühl.

Ihr Global Oldie

2 Antworten

  1. Ja, das musste mal gesagt werden. Mit meinem Single-Apartment in einem großen Wohnprojekt fühle ich mich privilegiert, weil abgegrenzt und dennoch nicht anonym.

  2. Ich meine, dass es angesichts der hohen Quote von Singles im Alter auf jeden Fall wichtig ist, die soziale Isolation zu durchbrechen. Gerade, weil die Alten nicht mehr im Beruf stehen und so auch keine Kontakte quasi zwangsweise haben. Ich beobachte, dass sich Ältere in meinem Bekannten-und Freundeskreis langweilen, weil während des Lockdowns die gewohnten Sportmöglichkeiten, Wellnessurlaube und Geselligkeiten wegfallen. Manche altern dadurch schneller. Mitleid wäre hier fehl am Platz, aber Mitgefühl schon wichtig.

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