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Richtig lang lebt man in Süddeutschland

Die durchschnittliche Lebenserwartung unterscheidet sich in deutschen Landkreisen um bis zu fünf Jahre. Mittelfranken bewegt sich im Mittelfeld, besonders lange leben die Deutschen im Süden. Grafik: MPIDR/Website-Titelfoto Starnberger See: Georg Langbehn/Pixabay

Nicht überall in Deutschland werden die Menschen gleich alt. Forscher haben die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer und Frauen in allen 402 Landkreisen berechnet. Sie entdeckten dabei Unterschiede von mehr als fünf Jahren und führt sie auf Armut zurück. Richtig alt werden kann man nach ihrer Analyse in Deutschland vor allem im Süden Bayerns und in Baden-Württemberg.

Die durchschnittliche Lebenserwartung in den Landkreisen unterscheidet sich bei Männern um mehr als fünf Jahre. Bei Frauen gibt es Unterschiede von fast vier Jahren. Frauen im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt werden im Schnitt nur 81,8 Jahre alt. Dagegen können sich Frauen im Landkreis Starnberg im Südwesten Münchens darüber freuen durchschnittlich 85,7 Jahre alt zu werden. Auch bei den Männern gibt es ein Nord-Süd-Gefälle. In Bremerhaven leben sie im Schnitt nur 75,8 Jahre, im Landkreis München werden Männer dagegen 81,2 Jahre alt.

Der Osten und das Ruhrgebiet liegen hinten

Insgesamt zeigt sich, dass mehr Landkreise mit niedriger Lebenserwartung im Osten Deutschlands liegen, als im Westen. Aber auch in Westdeutschland, und dort vor allem im Ruhrgebiet gibt es Landkreise, in denen die Bewohner*innen im Schnitt früher sterben. Dazu zählen Dortmund, Gelsenkirchen und Essen.

Roland Rau hat zusammen mit seinem Kollegen Carl Schmertmann vom Forschungsinstitut MPIDR mit Hilfe der Sterberaten der Jahre 2015 bis 2017 die Lebenserwartung für Frauen und Männer in allen 402 Landkreisen in Deutschland geschätzt. Besonders in Kreisen mit geringer Einwohnerzahl, wie etwa dem kleinsten Landkreis Zweibrücken im Saarland mit ungefähr 34 000 Einwohnern, ist das eine Herausforderung. Hier können einzelne Todesfälle starken Einfluss auf die durchschnittliche Lebenserwartung haben. Die Schätzungen werden unzuverlässig und führen zu statistischen Unsicherheiten.

Arbeitslosigkeit und Hartz IV haben großen Einfluss

Deshalb kombinieren die beiden Forscher die Sterberaten mehrerer Jahre und quantifizierten mit ihrem neuen Rechenmodell die Unsicherheit ihrer Schätzungen. „Unsere Ergebnisse sind reproduzierbar, das heißt andere Forschende können unser Modell Schritt für Schritt nachvollziehen“, erklärt Roland Rau, Max-Planck-Fellow am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock. Zudem stünden alle Daten für Forschende frei im Netz zur Verfügung. Ihre Studie veröffentlichen die beiden Demografen im Ärzteblatt.

In einem zweiten Schritt untersuchten die beiden Forscher, welche Faktoren zur unterschiedlichen Lebenserwartung in deutschen Landkreisen beitragen. Starken Einfluss hat die Arbeitslosenquote und die Quote der Hartz-IV-Empfangenden in einem Landkreis. „Wer Unterschiede in der Lebenserwartung reduzieren will, muss vor allem die Lebensbedingungen des ärmsten Teils der Bevölkerung verbessern“, ist Roland Rau überzeugt. Seine Analysen zeigen zudem, dass häufig debattierte Faktoren, wie das Durchschnittseinkommen, die Zahl der Ärzte pro 100.000 Einwohner oder die Bevölkerungsdichte einen weitaus geringeren Einfluss auf die Lebenserwartung haben.

Über das MPIDR

Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock untersucht die Struktur und Dynamik von Populationen. Die Wissenschaftler*innen des Instituts erforschen politikrelevante Themen wie den demografischen Wandel, Altern, Geburtendynamik und die Verteilung der Arbeitszeit über die Lebensspanne, genauso wie den digitalen Wandel und die Nutzbarmachung neuer Datenquellen für die Erforschung von Migrationsströmen. Das MPIDR ist eine der größten demografischen Forschungseinrichtungen in Europa und zählt international zu den Spitzeninstituten in dieser Disziplin. Es gehört der Max-Planck-Gesellschaft an, der weltweit renommierten deutschen Forschungsgemeinschaft.

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