
Im Ruhestand ist mein Terminkalender nun wesentlich weitmaschiger gestrickt. Dennoch hallt mir das „Heute fängt der Rest vom Leben an“ bedrohlicher denn je in den Ohren. Mehr Zeit nach „hinten raus“ als vor 25 Jahren habe ich nicht. Ich muss mit dem Widerspruch klar kommen, zwar pro Tag mehr, aber in der unbekannten Summe wesentlich weniger Zeit für meine Lebensziele zu haben. Wie finde ich eigentlich lohnende Ziele für diesen biographischen Abschnitt? – Das ist einen neuen Blog wert .- Braucht man als Ruheständler ebenfalls „stille Stunden“ oder sogar „stille Tage“ die nur einem selbst gehören? Ist das zu egozentrisch, zu westlich oder nordisch gedacht? Und wie ist das mit den aktuellen Zeitdieben? Lasse ich mir wieder wertvolle Zeit klauen, die fehlt, um das Beste aus meinem „Rest des Lebens“ zu machen? Sollte ich Bekanntenkreis, Fernsehen, Trivialmeldungen in der Presse, Hobbies und Hausarbeit auf deren Zeitdiebpotential prüfen und die Zeitverschwender erneut rigoros aussortieren?
Ein alter Freund in Spanien sagte mir, das seien völlig unangemessene Gedanken für einen Ruheständler; mentale Reflexe aus dem auf Effizienz getrimmten früheren Berufslebens – aber im Alter nun völlig unerheblich, ja sogar schädlich für die Gesundheit und ein entspanntes Sozialleben. Gleichzeitig nehme ich eine ganze Reihe an sicher genauso kluger Veröffentlichungen zum „richtigen Altern“, wahr, die besagen: Lass‘ Dich nicht treiben, lebe gerade jetzt ganz bewusst selbstbestimmt und zielorientiert; nimm‘ Verpflichtungen und soziale Verantwortung auf Dich; strukturiere Deine Zeit. Damit sie wertvoll bleibt, teile sie mit Augenmaß ein und relevanten Mitmenschen zu. Denn es geht um Dein Wertvollstes, „den Rest des Lebens“.
Vielleicht tun sich mit der Auflösung solcher Gedankenübungen Anhänger asiatischer Weltanschauungen leichter, die sich als Teil eines ständig wiederkehrenden Lebenszyklus sehen. Darin geht keine Zeit verloren; höchstens verliert man sich selbst in der Zeit. Aber für alle anderen gilt: Obacht „Dreh‘ Dich nicht um, die Restzeit geht um…“
Ihr Global Oldie
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Siehe auch „Vom Umgang mit der Zeit“, magazinsechsundsechzig Ausgabe 3/2014, S. 15 und dort angekündigte Veranstaltungen vom 2.10- 7.12 sowie Vortrag vom 29.10.2014




