
Denn in meinem Freundeskreis befinden sich etliche Menschen, die sehr engagiert im Berufsleben sind und sich dennoch auf den Vorruhestand freuen.
Hinter dem Beitrag in der Welt kompakt streckte aber noch eine politische Absicht. Nämlich denjenigen eins überzubraten, die sich aus sozialen Gründen gegen ein entfesseltes Arbeitsleben stemmen. Gewerkschaften, Linke und andere sozial Engagierte. Ihnen schrieben von Borstel und Menzel ins Stammbuch, dass es wohl kaum zutreffend sei, dass Menschen im Rentenalter malochen, um ihr Budget aufzubessern. Allerdings zitieren die Autoren vorwiegend privilegierte Berufsstände. Wer als Akademiker spät mit dem Berufsleben anfing, häufig Schreibtischarbeiten verrichtete und zudem verantwortungsvolle Tätigkeiten ausübte, ist einfach weniger verbraucht als beispielsweise meine Blumenhändlerin, die schon mit 50 Jahren etliche körperliche Beschwerden hat.
Meistens ist die Lebensmitte der Zeitpunkt, an dem die älteren Berufstätigen das erste Mal von ihren Kollegen signalisiert bekommen, dass sie langsam ans Aufhören denken sollten – ausgenommen natürlich den Chefs. Die dürfen bleiben. Das Fußvolk wird dagegen abgeschoben. Man denke nur an  den seit Jahren betrieben „sozialverträglichen Personalabbau“. Eine Umschreibung für die Entsorgung älterer Arbeitnehmer.
Was mich an dem Artikel und vielen ähnlichen Beiträgen aufregt, ist das Verschwinden des Wortes Ruhe aus dem Rentnerleben. Es ist keine Ruhestand mehr, sondern ein atemloses Beschäftigtsein bis zum Tod. Wer die jüngst erschienen Interviews mit Sterbenden gelesen hat, der weiß was die Menschen am meisten bereuen: sich nicht mehr Zeit genommen zu haben für die schönen Dinge des Lebens.
Übrigens hätte ich gerne auf den zitierten Artikel verlinkt, aber der ist nur gegen Bezahlung zu lesen. So gut ist er denn auch nicht.

 
				 
								



 
								 
								 
								 
								 
								 
								 
								 
								