Auf zur Plattenparty: Wer Ende der 60-er, Anfang der 70-er Jahre sein Wohnzimmer mit einer solchen Phonokombination aus dem Hause Grundig ausstatten konnte, der war sicher ganz vorne dabei.
In den Wirtschaftswunderjahren nach dem Zweiten Weltkrieg hielt nach und nach der Wohlstand Einzug in die deutschen Haushalte. Noch bevor die Fernseher schick wurden, stellte man sich gerne eine Musiktruhe auf. Das Möbelstück enthielt meist ein Radio und einen Plattenspieler, manche Exemplare boten auch Platz für einige Schallplatten. Als besonders exklusiver Hersteller galt die Firma Braun mit ihren stilprägend gestalteten Geräten. Wer einen solchen »Schneewittchensarg« besaß, bewies einen extraordinären Geschmack.
Für Otto Normalverbraucher war ein Grundig erschwinglicher. »Ein besonderes Vergnügen, das Programm selbst zu gestalten« – mit diesen Worten warb der fränkische Elektronikhersteller im Jahr 1969 für den »RF118 Ph«. Gegenüber den wuchtigen Möbeln der 50-er Jahre wirkte das Edelholzgehäuse mit mattierter Front (»passt zu jeder Einrichtung«) schmal und elegant. Den sich hier bereits abzeichnenden Trend zur Miniaturisierung ermöglichten die elf Transistoren im Inneren, die wesentlich platzsparender als die früher üblichen Röhren ihren Dienst verrichteten. Das Radio empfing – wie damals allgemein üblich – Langwelle, Mittelwelle und UKW. Für den richtigen Klang sorgte ein ovaler 3-Watt-Lautsprecher. Eine rauschende Party war damit zwar gewiss nicht zu beschallen, für einen romantischen Abend zu zweit dürfte es aber gereicht haben. Auf der Vorderfront zwischen den Tasten und Reglern stand gut sichtbar »Made in Germany« als Zeichen von Wertarbeit und Zuverlässigkeit.
Ein Highlight des »Mini-Konzertschranks« (Grundig) war aber der viertourige Dual 410 Plattenspieler mit wahlweise 16, 33, 45 und 77 Umdrehungen, der sich unter dem Schiebedeckel befand. Welchen Hit mochten die ersten Eigentümer dieses Geräts wohl damals als erstes gehört haben? Der Besitzer der hier vorgestellten Phono-Kombination, heute 59 Jahre alt, erinnert sich, dass er damals seine Hörspiele von »Sindbad der Seefahrer« hörte – solange, bis die Mutter wieder Elvis Presley mit »Love Me Tender« auflegte.
Text: Georg Klietz
Foto: Wolfgang Gillitzer