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Das war schick: die Hollywoodschaukel

Statussymbol im Wirtschaftswunderland: die Hollywoodschaukel. Bild: Manfred Antranias Zimmer auf Pixabay.

Dem Aufruf »Wohlstand für alle« des Nachkriegswirtschaftsministers Ludwig Erhard folgten viele Bundesbürger gerne. Man war fleißig und sparsam, und so konnten sich im Wirtschaftswunderland bald immer mehr Menschen immer mehr leisten. Das Eigenheim stand hoch im Kurs, und ein Garten gehörte selbstverständlich dazu. Hier konnte man sich vom harten Alltag erholen. Als Wohlstands-Gartenmöbel etablierte sich die Hollywoodschaukel.

Allein der Name versprach schon Glamour und Luxus. Man durfte sich fühlen wie die Stars der amerikanischen Filmmetropole, die in ihren parkähnlichen Gärten sicher rauschende Feste feierten. Bei uns hingegen nahmen häufig die Gäste in der Kleingartenkolonie darin Platz. Mit Hollywood hat die Gartenschaukel also nicht allzu viel zu tun, außer, dass sie gelegentlich in Spielfilmen zu sehen ist.

In den USA nennt man sie »porch swing« oder »canopy swing«. Ihren Ursprung hatte sie 1909 in England. Um 1930 schaukelten die ersten Deutschen, damals gehörte die »amerikanische Schaukel« in die Gärten betont moderner Häuser. In den 50-er Jahren begann dann der Siegeszug; von nun an war die Schaukel »Inbegriff von sich modern und mondän gebender Freizeitgestaltung« (Wikipedia). Ein Prospekt für Freizeitmöbel (»Ferien unserer Zeit«) warb für die Modelle »Genf De luxe«, »München De luxe« und »Mainau De luxe«. Riesige, knallbunte Blütenmuster zierten die Bezugsstoffe zeitgemäß.

Weniger möndan war dagegen das Sitzgefühl. Viele Hollywoodschaukeln machten einen windigen Eindruck; man schaukelte nicht nur vor und zurück, sondern ungewollt oft auch nach links und rechts. Das lag an der Aufhängung, aber auch daran, dass der dünne Stahlrohrrahmen oft viel zu labil war. Für ein bisschen mehr Stabilität sorgte eine Kette, mit der man die Schaukelbank fixieren konnte. Auch wenn sie vielleicht nicht mehr ganz so gefragt ist wie früher, völlig ausgestorben ist die Hollywood-Schaukel natürlich nicht. Man kann sie sich immer noch im Internet bestellen. Aber der Trend geht heute eher dahin, die Terrasse oder den Garten als Outdoor-Wohnzimmer mit Lounge-Möbeln oder langen Tischen zu gestalten. Völlig zeitvergessen in der Hollywoodschaukel seinen Gedanken nachzuhängen, das ist heute der wahre Luxus.

Text: Georg Klietz
Foto: www.hollywoodschaukel-paradies.de

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