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Mimik oder Maske?

Hello All,

Mimik ist Körpersprache per Gesichtsausdruck; eine der herausragenden Errungenschaften der Menschheit.  Kein Lebewesen beherrscht diese Kommunikationsmethode so erfolgreich wie der Homo Sapiens. Sie entwickelte sich über Jahrhunderttausende hinweg zum zentralen Element menschlicher Verständigung. Per Mimik offenbaren wir wortlos Freude, Trauer, Skepsis, Überraschung, Aggression, Mitgefühl oder Wut. Glaubwürdiger als mit Worten und Symbolen. Mimik funktioniert grenzenlos; weitgehend unabhängig von ethnischer Abstammung, Sprache oder sozialem Status.

Dann kam die Pandemie. In ihrer Folge der Mund- und Naseschutz, nachdrücklich in vielen Situationen mit Geldbuße und sozialer Ächtung bewehrt. Notwendig und zur Zeit wohl ohne bessere Alternative. Doch seitdem fällt uns nicht nur atmen und sprechen schwerer, sondern auch richtig verstehen. Weil die Masken wesentliche Teile der Mimik überdecken. Noch undeutlicher fällt das Gespräch aus, wenn Brillen, Barttracht und Haarsträhnen das Gesicht zusätzlich verhüllen. Der Verlust an interpretierbarer Restmimik lässt sich im Fernsehen oder im Internet noch steigern durch gepixelte Videoübertragungen. – Die hitzigen Debatten um das Verschleierungsverbot, weil man in unserer Kultur das Gesicht offen zeigt, muten mir nun seltsam aus der Zeit gefallen an. –

Es erscheint mir eine Ironie der Geschichte, dass uns im deklarierten Informationszeitalter, ausgerechnet das zuverlässigste transkulturelle Informationsmedium, eben die Mimik, teil- und zeitweise vorenthalten bleiben muss. Wir mühen uns nun ärger als zuvor um die Interpretation des Gesprochenen; suchen nach Anhaltspunkten in Augenfalten, in der Körperhaltung und im Kontext. Vielleicht würde es helfen, wenn wir in maskenpflichtigen Situationen ein Kartenspiel an Emojis mit uns führten und das jeweils passende Emoji-Bildchen hochhielten? Oder zeitgemäßer deren digitale Brüder auf dem Handybildschirm zeigten?

Meine Produktidee für Maskenhersteller: eine elastische, luftdurchlässige Bildschirmfolie, die man auf die Maske legt. So könnte man der Maske, digital angeregt, wieder etwas Mimik verleihen, situativ lächeln oder Zähne fletschen lassen. Im stummen „Default -Zustand“ faltenlose Mundpartien, adrett geschminkte Lippen oder gar schmerzfreie Piercings darbieten. Würde sogar manchen/+er das Lippen-Aufspritzen mit Hyaluron ersetzen. Ich würde als Dauereinstellung ein heiter-gütiges Lächeln wählen. So sieht man uns Senioren doch am liebsten. Bis zum nächsten Tastendruck.

Ihr Global Oldie

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