Eine Meldung ließ mich aufhorchen. In Hof, bekanntlich in Bayern ganz oben, schlug eine 99-Jährige einen Dieb mit einer Gehhilfe in die Flucht. Diese Frau ist für mich die Verkörperung der jungen Alten. Die Seniorin zeigte weder Angst noch war sie so gebrechlich, dass sie sich nicht zur Wehr setzen konnte. Wie schön, dass es so etwas gibt.
Der Wandel in der Gesellschaft drückt sich eben auch dadurch aus, dass die einstigen Greise heute auch sehr geschätzt werden. Ich nenne wieder einmal Helmut Schmidt als Kronzeugen. Der Alt-Bundeskanzler füllte zum Teil das politische Sommerloch mit seinen geistreichen Ausführungen. Die wehrhafte 99-Jährige könnte vielleicht mal aus dem Fenster klettern, wenn sie denn ins Altersheim umziehen sollte. Noch lebt sie ja in der eigenen Wohnung. Die literarische Figur des Bestsellers, der gerade die Buchlisten anführt, erlebt an seinem hundertsten Geburtstag eine aufregende Wendung in seinem Leben und wird noch einmal so richtig gefordert. Die Räuberpistole um einen Koffer vollen Mafiageld ist übrigens wirklich schön zu lesen und bis auf die etwas langatmigen Ausführungen zu den einzelnen Kapiteln der Weltgeschichte, die das Leben des Hochbetagte beeinflussten, wirklich unterhaltsam. Ich kann es jedenfalls empfehlen, steht es doch für den demografischen Wandel wie kaum ein anderes. Offenbar beginnt die alternde Gesellschaft in zwei Teile zu zerfallen. In die Rudi Assuaers, die bereits mit 60 plus an Demenz erkranken oder andere Altersgebrechen durchleiden müssen und diejenigen, die lange fit bleiben und ihr Leben meistern.
Letztere sind die wahren Helden unserer Zeit. Das hat meiner Meinung nach übrigens Jonas Jonasson, der Autor des beliebten Buches „Der Hunderjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“, genialerweise erkannt.
Eine Antwort
Wie, wahr, wie wahr – „die Helden unserer Zeit“!
Meine Eltern nehme ich mir da als Beispiel heran – beide schon fast am Rentenalter angelangt, machen sie mir dennoch des öfteres etwas vor, wo meinerseits verwundert drein schaut oder inne hält und sich fragt – wer ist hier der Jüngere?!
Erst neulich besuchte ich beide – der letzte Besuch lag ein paar Wochen zurück – und siehe da, sie hatten kaum Zeit für mich, denn man wurde von der Lust des Renovierens gepackt – nicht einfach ein neuer Teppich, nein, gleich Laminat ala mach-es-selbst, ein neuer Fernseh-Schrank und an den Fenstern hing etwas, das kannte ich bis dato noch gar nicht – ich ließ mich aufklären und erfuhr, dass es Sensuna Plissee Faltstores seien.
Aha, und ich dachte, ich müsste meinen Eltern die heutige Zeit erklären und ihnen hilfreich zur Seite stehen. Sie haben mich eines besseren belehrt und zeigen MIR, was es heißt, mit der Zeit zu gehen, dass ihnen Qualität wichtig ist und man mit eigener Leistung es weit bringt. Sollten meine Eltern Hundert werden, so könnte ich den Auszug “Der Hunderjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand” ergänzen mit „…und machte sich auf den Weg ins neue Abenteuer – ein Hoch auf die Alten!