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Großeltern aus geschichtlicher Sicht

Der Historiker Erhard Chvojka betrachtet Großeltern in einem Interview in der Zeitschrift DIE ZEIT (vom 22.12.2011) aus geschichtlicher Sicht und meint, dass Großeltern erst seit der Neuzeit (also seit etwa 250 Jahren)selbstverständlich zur Familie gehören. Zwar gab es zuvor auch Menschen, die 70 oder 80 Jahre alt wurden, aber ihre Zahl war sehr klein. Überdies lebten die Generationen keineswegs immer zusammen (wie es heute oft dargestellt wird), allenfalls in Bauernfamilien war es so. In Handwerkerfamilien mußten die Enkelkinder als Gesellen ihre Heimatorte verlassen und hatten so kaum Gelegenheit, ihre Großeltern wiederzusehen. Auch wenn die Kinder im Haus blieben, kam der Beziehung zwischen Enkeln und Großeltern keine besondere Bedeutung zu. Die Bezeichnungen “Oma” und “Opa” gab es noch nicht, sie gibt es erst seit Mitte des 18. Jahrhunderts als das entstehende Bürgertum Familie als eine emotional verbundene Gruppe versteht und dabei auch die Großeltern einbezieht.
Natürlich gibt es historisch Unterschiede zwischen Stadt und Land. Durch die Entwicklung der industriellen Fertigung und die Entwicklung der Städte wurden Familien und damit auch die Generationen getrennt. Die Alten blieben auf dem Land, die Jungen zogen in die Stadt.
Heute ist in der Beziehung zwischen Großeltern und Enkelkindern alles ganz anders, sagt der Historiker.
Großeltern sind mobiler, gesünder und jünger als je zuvor. “70-jährige sehen heute wesentlich jünger aus als früher und unterscheiden sich nicht mehr grundsätzich in ihren Interessen von von jüngeren Altersgruppen. Großeltern und Enkel kommen sich so näher und können entspannte, geradezu freundschaftliche Beziehungen aufbauen”.
Wie gut, dass wir Großeltern jetzt, hier und heute leben.

2 Antworten

  1. in der not, sind familien zusammengerückt, einchließlich oma+opa, wenn vorhanden. als heutige oma möchte ich meiner familie und enkeln nur sagen, wenn not am mann,bin ich da (aber nicht als lücken-büßer und geldautomat) freundschaftliche beziehung wäre ideal, leider oft nur ein traum

  2. wohl wahr, wie wir ‘Alten’ hier in der Mitte von Westeuropa wirklich in vielen Fällen leben dürfen (natürlich nicht in allen, aber doch überwiegend) ist eine Art ‘Insel der Seeligen’ :
    gesünder, jünger aussehend und sich auch fühlend, materiell immer noch gut bis sehr gut abgesichert (das ändert sich gerade wieder), wir können in aller Regel mit unseren Enkeln mithalten, wir können sie fördern und unterstützen – ein sehr schöner Zustand, den wir genießen können und auch sollten.
    Jedenfalls gab es historisch gesehen, noch nie eine Altengeneration, der es im großen und ganzen so gut ging wie heute. Ich erinnere mich noch daran, dass (vor historisch eigentlich n och kurzer Zeit) die Kleinstrentner in der Sozialhilfe eine Großgruppe waren, dann wurde sie statistisch fast marginal (auch das ändert sich gerade wieder). Wir sollten also nicht nur im zufriedenen Alltag verharren (auch das darf natürlich jeder gelegentlich), sondern auch wir Alten sollten dafür streiten, dass die alten Zeiten der Altenarmut nicht wieder zurückkehren.

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