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Wenn Eltern ihren Kinder das Revier streitig machen

Gerade bin ich auf einen Beitrag gestoßen, der sowohl amüsant als auch ärgerlich ist. Eine 31-Jährige beschwert sich, dass ihre Eltern in die Großstadt Berlin gezogen sind und das im reifen Alter von 60 plus. Die Tochter empfindet das als eine so große Bedrohung, dass sie, humorvoll, aber auch ziemlich sakastisch beschreibt, wie sie diesen Schritt empfindet. Sie malt sich aus, wie ihre Eltern den Lieblingsitaliener im Inviertel für sich vereinnahmen. Fast genauso schwerwiegend wie der Einbruch ins eigene Revier ist für die Tochter der Verlust der Heimat. Sie hätte erwartet, dass sich die Eltern aus ihrem bayerischen Dorf nicht mehr wegbewegen und ihr damit bis auf weiteres einen Rest Rückzugsmöglichkeit in die ländliche Idylle garantieren.
Was mich an dem – übrigens wirklich lesenswerten Artikel – ärgert, ist der Egoismus der Tochter. Für ihre 31 Jahre ist sie ganz schön kindlich geblieben. Nicht an einer einzigen Stelle der sehr ausführlichen Betrachtung taucht nur der Hauch einer Auseinandersetzung mit den Motiven der Eltern auf. Deren Wünsche und Sorgen sind überhaupt nicht existent. Nur der allgemeine Trend der Eltern zurück in die Städte und damit – wie in diesem Fall nach Berlin – wird beleuchtet.
Meine Prognose: Die Tochter zieht, wenn sie eine Familie hat, aufs Land. Damit die Kinder in der ländlichen Idylle aufwachsen, die sie selbst genossen hat und die sie ihnen durch den Besuch bei den Großeltern eigentlich später bieten wollte. Die Eltern sind dann näher an die Tochter herangerückt im räumlichen Sinn, aber innerlich ist der Abstand größer geworden. Es sei denn, Kind und Eltern schaffen es, miteinander zu reden. Das fände ich eine gute Lösung.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

Eine Antwort

  1. Da hat aber jemand Probleme: Berlin sollte doch für zwei Generationen groß genug sein, so dass man sich nicht gerade jeden Tag beim Italiener trifft.

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