Ich bin noch keine ganz alte Oma und meine Enkeltochter ist im besten Teenageralter. Seit einiger Zeit mäkelt sie ziemlich an mir herum, „wie ich aussehe“. Das fange schon bei meiner Frisur an, ich sollte mir doch mal die grauen Haare wegfärben lassen, eventuell in dunkelblond. Wenigstens einen Lippenstift könnte ich auch mal benutzen. Meine Kleidung sei altmodisch und von vorgestern, viel zu düster, besser seien für mich helle Farben, und über meine Schuhe wolle sie überhaupt nicht reden, die sähen aus wie bei Oma Duck. Da ich mit meiner Enkeltochter gerne unterwegs bin, habe ich Sorge, dass sie mich nicht mehr „vorzeigbar“ findet,
habe mich im Spiegel betrachtet und meinen Kleider- und meinen Schuhschrank durchforstet. Sie hat recht, meine Enkeltochter. Wahrscheinlich habe ich zu sehr alte Kleidung „aufgetragen“ und bei den Schuhen nur auf Bequemlichkeit geachtet. Jetzt werden wir beide einkaufen gehen und hoffentlich nicht allzu viel Geld ausgeben. Modisch im Alter – das muß wohl doch sein, schon der Enkeltochter zuliebe.
2 Antworten
Vielleicht wäre es aber auch nicht schlecht, wenn die Enkel wenigstens einen kennen, der zeigt, dass auch Verzicht cool und selbstbewusst sein kann. Und dass die Mode zum allergrößten Teil eine Masche der Industrie ist, uns das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ich habe vor sechs Jahren beschlossen, 10 Jahre lang keine Kleidung mehr zu kaufen. Und ich stehe auch dazu: Mein Kleiderschrank ist voll, Auswahl genug, weshalb sollte ich immer mehr Kleider anhäufen?
Vor Jahren machte ich Urlaub auf der Insel Ischia im Gold von Neapel. In einem Modegeschäft wollte ich vom Besitzer wissen, wie die Einheimischen die Invasion der Insel mit so vielen deutschen Touristen so empfinden.
Seine Antwort: Besonders die alten Damen seien ganz reizend und charmant. Er fände sie – so wie sie natürlich und meist ungeschminkt altern würden, mit ihren Runzeln und den weißen Haaren – in ihrer Natürlichkeit sehr schön. „Doch warum um Gottes willen müssen sie sich so häßlich kleidnen? Nichts als Faltenröcke und Blusen und klobige Schuhe ?!“
Ja, gerade die südlichen Länder zeigen uns, dass „bequem“ nicht unbedingt häßlich und plump sein muss, wenn man ein bißchen Liebe, Achtung und Phantasie auch an ältere Menschen „verschwendet“: Eine Herausforderung an die Modemacher hierzulande, auf die sie offenbar erst kommen müssen. Gerade auch was die Schuhmode angeht! Irgendwann werden sie schon noch drauf kommen, es sei denn, sie können es sich leisten, die Hälfte der Konsumenten und somit ihre Kaufkraft weiterhin zu ignorieren… In diesem Falle sollten wir dem Kleiderschrank mit Bewährtem weiterhin treu bleiben und das Geld so wenig an die Bekleidungsindustrie verschwenden, wie die Modemacher ihre „schöpferischen“ Gedanken an uns !