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Frische Farben stehen für ein aktives Leben

Axel Buether umgibt sich gerne mit freundlichen Farben.

Es gibt ja so Einiges, worüber man sich beim Renteneintritt – und noch lange danach – richtig freuen kann. Dass man vom beruflichen Dresscode befreit ist, gehört für viele sicher dazu. »Ade auf Nimmerwiedersehen« zum grauen Anzug, zum Business-Kostüm, zum weißen Kittel, zur Uniform oder zur Arbeitshose. Jetzt zählt im Alltag nur noch der eigene Geschmack. Den zu finden und auszuleben, ist vielleicht gar nicht so einfach.

Sollte man sich im Alter beim Outfit lieber zurücknehmen oder mit Farbe Ausdruckstärke zeigen? Orientierung beim Stöbern durch die Farbpalette kann der Farbforscher und Professor für visuelle Kommunikation Axel Buether geben, der an der Bergischen Universität Wuppertal das Institut für Farbpsychologie leitet. »Die Definition von Alter ist inzwischen ganz anders. Früher zog man sich beim Älterwerden aus der Gesellschaft zurück, trug als Hinterbliebener Grau und Schwarz und wartete, bis man selbst abgeholt wurde. Heute leben die Menschen länger, sind meist fit, und viele freuen sich auf diese Lebensphase, in der sie etwas Neues anfangen können.« Da würden die trüben Farben, die Verschlossenheit signalisierten, besser durch wärmere Töne wie Terracotta, Curry oder Sonnengelb ersetzt. 

Experte Axel Buether erklärt die Wirkung von Kleidung

»Aufgabe von Farbe ist, dem Gegenüber etwas zu verraten, etwa über meine Kommunikationsfreudigkeit. Das geschieht unbewusst. Innerhalb von weniger als einer Sekunde löst Farbe eine emotionale Reaktion bei meinem Gegenüber aus«, erklärt Farbpsychologe Buether. »Wenn man sich für eine Verabredung anzieht, entscheidet man sich unwillkürlich: Will ich im Mittelpunkt stehen oder lieber am Rand? In einem fröhlichen Orange möchte ich angesprochen werden, in Schwarz möchte ich meine Ruhe haben.« Auch wenn es einem gerade nicht so gut geht, empfiehlt Buether den Griff zu einem farbigen Kleidungsstück: »Das wirkt wie ein Lächeln. Und wenn ich jemanden anlächle, lächelt der zurück!«

Axel Buether rät jedoch zur Vorsicht: »Mut zu Farbe, ja, aber mit einem kleinen Teil anfangen, einer Handtasche, einem Halstuch oder einer Bluse unter einer Jacke. Und dann sollte man darauf achten, wie die Umwelt reagiert.« In der Großstadt könne man mehr Farbe tragen, auf dem Land falle man damit vielleicht negativ auf. »Dort könnten ältere Leute beim Beige bleiben und farbliche Akzente setzen, etwa mit Fuchsia oder Zitronengelb.« Überhaupt sei Beige ebenso wie Grau eine tolle Kombifarbe, zu der auch helle Grüntöne oder Erdfarben gut passten. 

Am besten authentisch bleiben

Kulturelle Unterschiede spielen bei der Wirkung von Farbe ebenfalls eine Rolle. »Wir haben hier ein sich wandelndes Männerbild, Frauen und Männer benutzen heute die gleichen Farben. Aber in manchen Ländern macht sich der Mann, der Rosa trägt, vielleicht der Homosexualität verdächtig.« In orthodoxen Gemeinschaften jedweder Religion würden sich die Mitglieder in der Regel konservativ gekleidet bewegen, also in einem Farbspektrum von Schwarz über Dunkelblau und Grau zu Beige und Weiß. 

Bei aller Experimentierfreudigkeit solle man allerdings immer authentisch bleiben. »Wenn ich in einer konservativen Farbwelt lebe, kaufe ich besser kein knallrotes Kleid und keinen pfirsichfarbenen Anzug – das bleibt im Schrank hängen.«

Text: Alexandra Foghammar
Foto: privat

Kleine Farbcharakteristik von Farbpsychologe Axel Buether

So wirken diese vier Farbfamilien:

  • Schwarz/weiß: sehr introvertiert, verschlossen, konservativ, unpersönlich, eher unverträglich
  • Leuchtende Farben: sehr extrovertiert, laut, impulsiv, instabil, neurotisch
  • Pastelltöne: zart, verletzlich, sensibel, fröhlich, sinnesfreudig, unbeschwert
  • Erdige Töne: sehr positiv, gute Balance zwischen Extro- und Introvertiertheit, offen, gewissenhaft, sehr verträglich 

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