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The Long Now – Jetzt

Hello All, wie lange dauert Ihr „jetzt“? Für meine Enkel sind das ein paar Sekunden. Jüngere Erwachsene tippen auf 5 Minuten. Senioren gestehen dem „Jetzt“ eine viertel Stunde zu. Vorindustrielle Bauern, Hirten oder Fischer bestimmten ihr Jetzt anhand von Tages- und Jahreszeiten. Vor 1500 Jahren fingen Muezzins und Kirchengeläut an, mehrmals täglich „jetzt“ ans Gebet zu mahnen. Ab Beginn der Kolonialzeiten brauchten die Seefahrer minutengenaue Uhren zur Peilung der Sonne und Sterne, um sich hier und jetzt zu orientieren. Mit den Dampfmaschinen beschleunigte sich der Takt des Lebens. 1936 dreht dann Charly Chaplin am Fließband durch, getrieben von den Vorgaben der „Modernen Zeiten“, denn „Time is money“*. Auch für Sportler des 21. Jahrhundert zahlt es sich aus, um tausendstel Sekunden flotter ins Ziel zu kommen. Atomuhren ticken genau 9.192.631.770 -pro Sek. Wann ist in diesem Stakkato noch „jetzt“?
Die kalifornische „The Long Now Foundation – Stiftung des langen Jetzt“** versucht, ausgerechnet im Epizentrum der heutigen High Tec- Entwicklung ein Konzept zur Entschleunigung zu etablieren. U.a. mit dem Bau der „Clock of the Long Now “. Sie soll mindestens 10.000 Jahre laufen und somit ein anderes Zeitgefühl ermöglichen. Das Empfinden über den Tag, über Generationen und Zivilisationen hinaus – eine mentale Brücke zu denen, die uns nachfolgen; ein Monument der Menschheit wie Stone Hedge und die Pyramiden des Altertums. Im Gegensatz zu deren Statik jedoch ein bewegliches Vermächtnis unserer Kultur. Mit einem über Jahrtausende variierenden Glockenschlag. Mechanisch so einfach und haltbar, dass sie außer der Schwerkraft weder maschinellen Antrieb, Elektrizität oder Elektronik braucht und intuitiv von späteren Generationen ohne Gebrauchsanweisung gewartet werden kann. Die endgültige Uhr wird in einem Bergstollen West Texas aufgebaut; erste Prototypen ticken bereits, sehr gemächlich, in London und San Francisco.
Aus dieser Perspektive betrachtet leben wir alle im selben „lange Jetzt“; die Jungen wie Alten – finde ich sehr beruhigend.
Ihr Global Oldie
*Zitat des späteren US Präsident Benjamin Franklin ,1748 in dem Aufsatz “Advice to a Young Tradesman”
**Christopher Heaney im Interview mit Alexander Rose der Long Now Foundation: 10,000 Years Chiming, Published August 12, 2013

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