Letztens las ich in der “Zeit” einen Artikel von einem seltsamen Zeitgenossen. Dieser stellte die Frage, ob Telefonieren das neue Rauchen sei? Mit anderen Worten: Müssen wir bald auf das Telefonieren verzichten, weil manche extrem empfindlichen Menschen eine Kampagne lostreten, um das Telefonieren im öffentlichen Raum zu untersagen?
Das klingt absurd, ist es aber leider gar nicht. Das musste ich neulich im ICE feststellen. Dort hatte ich mir extra einen Platz reserviert, an dem telefonieren ausdrücklich erlaubt ist. Keine zwei Minuten, nachdem ich mein Gespräch per Handy begonnen hatte, kam ein älterer Mann auf mich zu und pflaumte mich an: Das nervt. Ich war empört. Warum geht er nicht in einen dieser Waggons, in denen alle Geräusche verboten sind. Lachen, reden, schnarchen…
Obwohl der Mann klar im Unrecht war, wollte er mir seine Meinung aufzwängen. So wie der Autor des besagten Artikels, der nur noch per Whats App, SMS und in schwierigen Fällen, also bei Behörden und anderen offiziellen Stellen per E-Mail kommuniziert.
Ich selber schicke immer häufiger den Satz voraus, ich gehöre der Generation Telefon an, bevor ich meinem Gesprächspartner mein Anliegen vortrage. Dabei ist telefonieren nach wie vor praktisch und unterhaltsam.
Ich kann mir nicht vorstellen, meine Weihnachtsgrüße per SMS oder Whats App zu verschicken. Per Mail sende ich meine guten Wünsche nur an Menschen, die wenig Zeit haben, viel unterwegs sind und sich nichts aus Weihnachtskarten machen.
Alle andere erhalten eine Karte, so wie früher. Nur, dass sie jetzt alle im Umschlag stecken. Die schlichte, nackte Karte zum reduzierten Porto ist etwas aus der Mode gekommen.
Der hyperempfindliche Mann im Zug braucht sich da wohl keine Gedanken zu machen, er hält solche Bräuche wahrscheinnlich für ebenso überflüssig wie das Gespräch. Der Autor des zitierten Artikels spart Zeit und Geld, denn eine kurze Message reicht in seinen Augen.
Mir nicht. Ich freue mich über Mails, aber noch mehr über Karten. Die hängen an einer Schnurr im Flur. Das schmückt und gibt ein gutes Gefühl.
In diesem Sinn wünsche ich allen Leserinnen und Lesern meines Blog frohe Feiertage!