Anzeige
Barbara Zülch-Ludwig und ihr Team im Bleiweiß setzen bei ihrer Veranstaltungsreihe auf eine Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit. Foto: Michael Matejka
Barbara Zülch-Ludwig und ihr Team im Bleiweiß setzen bei ihrer Veranstaltungsreihe auf eine Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit. Foto: Michael Matejka

Ein für die Jahreszeit ungewöhnliches Thema prägt das Programm im Nürnberger Seniorentreff  Bleiweiß von Februar bis Juli: Es geht um Abschied, Sterben und Trauer. Bereiche, die man eher im grauen November mit seinen Gedenktagen erwartet und nicht im beginnenden Frühjahr und Sommer. Und doch hat sich das Team um Bleiweiß-Mitarbeiterin Barbara Zülch-Ludwig mit seiner neuen Reihe »Lebensspur« bewusst den Frühling als Start ausgesucht.

von Karin Jungkunz

»Leben – das bedeutet Zeiten der Freude, des Lachens, des Feierns auf der einen Seite. Doch Krisen, Krankheit und Vergänglichkeit sind ebenso wichtige Bestandteile unserer Existenz. Im Rahmen der neuen Reihe ›Lebensspur‹ möchten wir uns mit existenziellen Fragen menschlichen Daseins beschäftigen und jeweils einen Themenkomplex aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten«, heißt es in der ausführlichen Beschreibung dazu.

Und so befassen sich die Veranstaltungen im ersten Halbjahr 2015 erst einmal mit dem »Schluss«, mit Sterben, Tod und Trauer. Den Auftakt macht am 24. Februar eine Expertenrunde unter der Moderation von Monika Thaller-Nowak. Die Diplombetriebswirtin und Dozentin, deren Schwerpunkte unter anderem auf psychosozialen Themen liegen, hat es in der Talkrunde mit Gästen zu tun, die ganz verschiedene Sichtweisen beisteuern können: Da ist der Islamwissenschaftler und bayerische Literaturpreisträger Nevfel Cumart, der sich mit islamischen Trauer- und Bestattungsritualen auseinandersetzt. Günther Gebhardt,  Leiter der Friedhofsverwaltung Nürnberg, informiert ergänzend dazu unter anderem über die Veränderungen in der Bestattungskultur Nürnbergs der letzten Jahre.

Wie geht’s zurück in den Alltag?

Sehr persönlich dürfte der Beitrag der ehemaligen Direktorin der Nürnberger Stadtbibliothek werden: Eva Homrighausen, seit kurzem verwitwet, spricht über ihre Erfahrungen zu Abschied, Trauer und Wege, wieder ins Leben zurückzufinden. Hans-Dieter Mückschel vom Vorstand der mittelfränkischen Alzheimer Gesellschaft und Elke Yassin-Radowsky,  die Außenstellenleiterin für die Stadt Erlangen der Opferorganisation Weißer Ring, komplettieren das Podium.

Begleitet wird die Veranstaltung von einer Ausstellung mit Naturfotografien der Nürnbergerin Ursula Gottschalk. Ihre stimmungsvollen Trauerbilder zeigen Vergängliches, sollen aber gleichzeitig Hoffnung auf neues Leben machen.

Auch an Heiteres und Besinnliches zum Thema Tod und Sterben haben die Veranstaltungsmacher im Seniorentreff gedacht. Beides lässt sich nämlich durchaus verbinden – Trauern und Lachen. So präsentieren sie eine Auswahl humorvoll gestalteter Traueranzeigen, wie die mit einem Jugendbild versehene von Willy B. Er informiert, dass er sich jetzt die Heizungskosten spart, längere Hosen anzieht und zu seiner Frau Hilda ins Familiengrab umziehen wird, wo die Tür täglich 24 Stunden für jedermann ohne Voranmeldung offen steht.

Heitere Gelassenheit hilft

Und auch der Theologe Peter Langhans möchte mit seinem Vortrag »Erzählt lieber von mir und traut Euch ruhig zu lachen!«, dem Tod seinen Stachel nehmen. Er will ermutigen, auch bei Schmerz und Trauer eine »heitere« Gelassenheit zu wahren.

Ernster geht es dann wieder bei Bestattungsfachwirt Olaf Stier zu. In seinem Vortrag gibt er ganz handfeste, praktische Tipps zu Rechten und Pflichten im Trauerfall und behandelt das Thema Bestattungen von A – Z.

Ab März werden zudem Führungen und Vorträge außerhalb des Seniorenzentrums angeboten. Dazu müssen sich die Teilnehmer eine Woche vor dem jeweiligen Termin anmelden. Geplant sind unter anderem eine Führung durch die Palliativstation des Nürnberger Klinikums, das Gespräch mit einer Sterbebegleiterin im Krankenhaus Martha Maria oder der Besuch des jüdischen Friedhofs in Fürth. Auch ein Rundgang zum Thema alternative Bestattungsformen auf dem Nürnberger Westfriedhof und die Besichtigung des Krematoriums sind vorgesehen.

Das Bleiweiß-Team hat für sein Programm ein großes Kompliment verdient. Mit der neuen Reihe »Lebensspur« und dem Mut, das Tabu-Thema Sterben in all seinen Ausprägungen in den Mittelpunkt zu stellen, haben die Macher einen vielversprechenden Weg gefunden, nicht nur den älteren Menschen die Angst vor dem, »was kommt«, zu nehmen. Alle Facetten dieses jeden betreffenden Komplexes werden abgedeckt. Und auch wenn sich wohl nicht jeder Teilnehmer ein halbes Jahr ausführlich damit beschäftigen mag – vielfältige Angebote und Denkanstöße sind da.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Skip to content