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Schmunzeln statt Stirnrunzeln

Kann ich das eigentlich machen? Mit meinem pflegebedürftigen Angehörigen ein Café oder gar ein Konzert besuchen? Solche Fragen stellen sich pflegende Angehörige von Demenzpatienten immer wieder. Unbedingt, findet Petra Bayer, Direktionsreferentin und Leiterin der Fachstellen für pflegende Angehörige beim evaneglisch-lutherischen Diakoniewerk Neuendettelsau. Die Gerontologin hat gemeinsam mit ihren Mitarbeitern eine neue Angehörigen-Akademie ins Leben gerufen. Seit Oktober wird dort nicht etwa nur gelernt, sondern die Demenzkranken werden aus der Isolation geholt: Sie sollen am öffentlichen Leben teilhaben.

Petra Bayer, Direktionsreferentin Dienste für Menschen im Alter bei der Diakonie Neuendettelsau. Foto: Mile Cindric
Petra Bayer, Direktionsreferentin Dienste für Menschen im Alter bei der Diakonie Neuendettelsau. Foto: Mile Cindric

Kann ich das eigentlich machen? Mit meinem pflegebedürftigen Angehörigen ein Café oder gar ein Konzert besuchen? Solche Fragen stellen sich pflegende Angehörige von Demenzpatienten immer wieder. Unbedingt, findet Petra Bayer, Direktionsreferentin und Leiterin der Fachstellen für pflegende Angehörige beim evaneglisch-lutherischen Diakoniewerk Neuendettelsau. Die Gerontologin hat gemeinsam mit ihren Mitarbeitern eine neue Angehörigen-Akademie ins Leben gerufen. Seit Oktober wird dort nicht etwa nur gelernt, sondern die Demenzkranken werden aus der Isolation geholt: Sie sollen am öffentlichen Leben teilhaben.
sechs+sechzig: Warum haben Sie die Angehörigen-Akademie gegründet?
Petra Bayer: Wir wollten all das, was wir an Veranstaltungen und Angeboten haben, bündeln und sichtbarer machen. Bisher gab es schon eine ganze Reihe von Vorträgen und Informationsangeboten in unseren Kompetenzzentren und in unseren Einrichtungen. Allerdings waren sie häufig nicht sonderlich gut besucht; wir denken, das lag daran, dass das Angebot schlichtweg zu wenig bekannt gemacht worden ist.
Ist die Angehörigenakademie mehr als ein neuer Name für schon bestehende Angebote?
Ja, natürlich. Wir haben auch einen ganz neuen Aspekt aufgenommen, nämlich ein Kunst- und Kulturprogramm, das Angehörige einlädt, gemeinsam mit ihren pflegebedürftigen Verwandten Theater, Musik oder Museum zu erleben. Dabei ist es uns wichtig, dass die Veranstaltungen zum Teil direkt in unseren Einrichtungen überall in der Metropolregion Nürnberg stattfinden, um so Schwellenängste abzubauen und Kontakte herzustellen.
Herausgekommen ist zum Beispiel ein kabarettistischer Chanson-Abend mit der Tübinger Künstlerin Petra Afonin im Seniorenheim Roth...
Ich glaube, Petra Afonin schafft es mit ihrem Programm »Ich bin das noch«, dass sich Freunde und Angehörige von Demenzpatienten wiedererkennen und einen nachdenklich-heiteren Abend erleben. Mit dem kulturellen Teil unseres Programms wollten wir bewusst Highlights setzen, doch eine Reihe anderer Veranstaltungen kann auch eine Kraftquelle für die Pflegenden sein. Zum Beispiel gibt es einen Vortrag mit dem Titel »Schmunzeln statt Stirnrunzeln«, in dem es darum geht, wie man mit einer positiven Grundeinstellung Demenzkranke abholen kann, die ihrerseits dann auch selbst fröhlicher werden.
Ist das Ihr persönlicher Antrieb für Ihre Arbeit?
So schlimm diese Krankheit auf der einen Seite auch sein mag, es gibt dabei ganz viele positive Aspekte. Diese tauchen insbesondere dann auf, wenn man die Menschen dabei unterstützt, in die Öffentlichkeit zu gehen. Das möchte ich immer wieder tun, und genau darum geht es bei der Angehörigen-Akademie: Teilhabe zu sichern. Vor kurzem waren wir zum Beispiel mit mehreren Demenzkranken, Personal aus unseren Einrichtungen und einer Kunsthistorikerin im Spielzeugmuseum. Anschließend haben wir den Tag im Café Lakritz gemeinsam ausklingen lassen. Beim Gang durch das Museum haben die Demenzkranken zwar vielleicht nicht alles verstanden oder mitbekommen, doch sie sind mit dem Gefühl nach Hause gegangen, einen guten Tag gehabt zu haben.
Was planen Sie für die Zukunft?
Mein großes Anliegen ist es, dass wir nun, da das erste Programm einmal veröffentlicht ist, in Kooperation mit allen gehen, die auch Angebote für Demenzkranke und ihre Angehörigen haben oder solche planen. Wir müssen sehen, wo wir uns vernetzen und verlinken können, damit wir möglichst viele Veranstaltungen aufnehmen können. Denn im Grunde gibt es viel zu wenig Angebote, und das, was es gibt, ist viel zu wenig bekannt. Wo gibt es denn zum Beispiel Freizeitangebote für Ehepaare, bei denen einer pflegt? Das interessiert sicherlich viele. Hier wollen wir informieren.
Die Angehörigen-Akademie der Diakonie Neuendettelsau bietet an verschiedenen Orten in der gesamten Metropolregion Nürnberg rund 30 Vorträge, Seminare, Kurse, Projekte und Betreuungsgruppen an. Damit sollen Begegnungsräume für Menschen im Alter und deren Angehörigen geschaffen werden. Weitere Informationen unter Telefon:  0 98 74 / 8 42 12. Das gesamte Programm findet sich zum Download im Internet unter www.diakonieneuendettelsau.de/angehoerigenakademie

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