
Herr Fumino Kageyama war 67 und alleinstehend, als er nach einem bis dahin redlichen Leben aus Frust zum ersten Mal eine Bentobox direkt unter der Überwachungskamera im Supermarkt sichtbar mitgehen ließ und prompt der Justiz überstellt wurde. Seine Rechnung ging zunächst nicht auf – das Gericht verurteilte ihn als Ersttäter zu einer Bewährungsstrafe. Zwei Monate später hatte er mit einem plumpen Raub in der U-Bahn mehr Erfolg und bekam zwei Jahre Gefängnis aufgebrummt. Dort fand er Gleichgesinnte, Freunde, akzeptables Essen und einen wieder geregelten Tagesablauf. Am besten gefiel ihm die Pflicht, wieder sechs Stunden am Tag arbeiten zu dürfen. Im Knast fühlte er sich dank einiger Sonderregeln für Alte mit den anderen Seniorenknackies gegenüber den jüngeren Mitinsassen in einer privilegierten Situation, die angenehm von der Nichtbeachtung in seiner Freiheit kontrastierte. Er hatte sich nicht auf seine Entlassung gefreut, sagte er beim Abschied. Da Herr Kageyama offenbar ein typischer Fall ist, hat man inzwischen das Gefängnis Onomochi bei Hiroshima zum Modellgefängnis für Alte umgestaltet.
Reisende in das Land der aufgehenden Sonne seinen also gewarnt: nicht von Gruppen tätowierter Jugendlicher mit wilder Haartracht geht Gefahr aus sondern eher von einem einzelnen, unglücklich aussehenden Oldie in der U-Bahn oder im Aufzug – besonders in der Nähe von Sicherheitspersonal und Überwachungskameras. Andere Länder, andere Sicherheitslagen!
Ihr Global Oldie
P.S. das oben Geschriebene sollte Sie aber in keinem Falle von einem Besuch jenes wunderbaren Landes und seiner überwiegend zuvor kommenden Bewohner abhalten!




