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Brigitte wird 60 und macht immer noch Diäten

vignette_nosseck_bockNoch ein paar Tage lang ist das Jubiläumsheft der Frauenzeitschrift Brigitte auf dem Markt. Das Magazin wird 60 (siehe eine Würdigung des Tagesspiegel)und ist doch kein bisschen angestaubt. Jedenfalls, wenn man sich für Kochen, Mode und die Aktionsfelder interessiert, die eine moderne Frau beschäftigen. Zum Geburtstag verschenkt sie Begegnungen mit der Redaktion.
Ich bin mit der Zeitschrift aufgewachsen. Zunächst habe ich imemr die Kinderseite studiert, das versteckte Mäuschen im Suchbild gefunden und die Kochrezepte angeschaut. Später habe ich die Rezepte ausgeschnitten, auf Papier geklebt und in einem Ordner gesammelt. Kaum vorstellbar heute, wo die meisten Kochbücher in den Buchläden zu einem sehr überschaubaren Preis angeboten werden und immer mehr Rezepte aus dem Internet heruntergeladen werden.
Meine Mutter hat damals noch die Kleider selber genäht und das Brigitte Schnittmuster war einer der Gründe, warum sie regelmäßig die Zeitschrift kaufte. Ich habe diese Schnittmuster auch manchmal ausprobiert, als ich schon älter war. Inzwischen sind diese längst verschwunden. Man kauf ganz selbstevrständlich “von der Stange” wie man früher etwas verächtlich die Mode in den Läden nannte, die nicht zu den exklusiven Marken gehörten. An einen Kleiderwechsel alle Vierteljahr, wie es heute in der Modebranche üblich ist, war gar nicht zu denken.
Etwas ist aber geblieben. In den 70er Jahren war die Brigitte die führende Zeitschrift in Fragen rund um die Diät. Die Brigitte Diät war schamckhaft, bezahlbar und wirkte. Inzwischen feiert auch dieses Modell ständiger Gewichtskontrolle Geburtstag. 25 Jahre wird es alt. Eine Sonderpublikation mit 99 Rezepten habe ich gekauft. Die Rezepte sind nicht mehr so stark an die deutsche Küche angelehnt, sondern folgen dem modernen Geschmacksempfinden. Aber der Tenor ist geblieben. Die Brigitte Diät lässt sich auch über einen längeren Zeitraum durchführen und setzt nicht auf Verzicht sondern auf Gewöhnung an eine andere Art zu kochen. Leichter, weniger, bewusster.
Daran ist nichts auszusetzen. Ich habe allerdings kurz darüber nachgedacht, was passiert wäre, wenn die Frauenzeitschriften den Diätwahn nicht über den Atlantik zu uns getragen hätten?
Eine ganze Industrie wäre nicht entstanden. Das sollte die Brigitte mal thematisieren. Aber das past wohl nicht ins Konzept. Man bleibt treu auf der Schiene, die vor 60 Jahren schon funktionierte: eine Portion Mode, eine Portion Gesundheit und Schönheit, etwas Reisetipps und eine Prise Psychologie für den reibungslosen Umgang in Büro und Familie. Wohl bekommt es.
Mir nicht mehr so sehr. Deswegen kauf ich mir die Brigitte kaum noch. Aber vielelicht bin ich schon zu alt dafür, oder?

Eine Antwort

  1. Auf Brigitte.de bloggen ja auch Autorinnen, die nicht mal ein Zehntel der Lebenszeit ihres Auftraggebers miterlebt haben dürften. Ich bin gerade erst auf ein (zurecht) böses Posting aufmerksam geworden. Es geht um eine äußerst geschmacklose Bilderstrecke der Zeitung “Südkurier” zu den WM-Spielerfrauen. Schlimmstes Zitat: “Murrt nicht, sondern ist auf den Punkt hübsch, wenn es darauf ankommt.”
    Leseempfehlung: http://www.brigitte.de/frauen/gesellschaft/spielerfrau-1200258/

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