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Whakapapa : Bei den Maoris wird jeder gebraucht

vignette2012 Hello All, davor fürchten sich viele: allmählich nicht mehr dazu zu gehören, nach und nach den Bezug zu ehemaligen Kollegen, Bekannten, Freunden und Verwandtschaft zu verlieren. Rollenverlust nennen Soziologen den Prozess der sozialen Reduktion. Ab einer gewissen Schwelle führt der Schwund an Gruppenzugehörigkeiten zur Identitätskrise; die gehört mit der einhergehenden Vereinsamung zu den besonders düsteren Seiten des Alterns bei uns.
Intakte Maori – Clans haben da eine Lösung gerade für die Alten, die ich ganz famos finde: Whakapapa. Das ist die belebte Ahnenreihe der Familie. Überwiegend bestehend aus jenen, die in der Erinnerung des Clans weiter bestehen. Deren Geschichten muss man immer wieder erzählen. Das können aus naheliegenden Gründen nur zurzeit körperlich Anwesende, wie z.B. die Alten. Jene aktuell lebendigen Clanmitglieder haben die Aufgabe, ihre Augen und Mund mit den Entschwundenen zu teilen. Um mit Augen für die Altvorderen mit zu sehen, was sich hier so alles tut. Aber auch mit dem Mund die Erfahrungen und den Willen der für immer Verstummten weiterhin kund zu tun. Senioren haben in Ermangelung anderer brauchbarer Talente dafür wesentlich mehr Zeit als die Berufstätigen – und damit eine stammeserhaltende Lebensaufgabe. Alle Zusammen bilden das Whakapapa, die große Familie aus denen, die schon vor gewisser Zeit hier gewesen waren, die in den Anwesenden fortleben und in deren kommenden Generationen. So wie ein Korallenriff, das sich aus Schichten von Tausenden vergangener Generationen aufbaut, die oberste Schicht Sonnenlicht und Plankton verstoffwechselt und so das Riff schon für die nächste Generationen weiter baut.
Alte Maori grüßen jüngere Stammesmitglieder – wenn sie nicht zu eilig unterwegs sind, nehme ich an – mit „ du, das lebendige Gesicht jener die von uns gegangen sind“ , womit also die ganze Genealogie des Begrüßten gemeint ist. Whakapapa weißt jedem einen Platz zu in der Welt der Maori.
Die durchaus nicht in allen Aspekten meiner Vorstellung einer perfekten Welt oder Lebensweise entspricht. Aber das mit dem Whakapapa hat schon was. Mir fällt in solchen Zusammenhängen immer wieder Helmut Schmidt ein, unsere lokale Version eines alle Wackeren und Klugen einender Whakapapa – Erzähler. (Ist der eigentlich tätowiert?)
Ihr Global Oldie

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