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Stifterpreis für Förderung benachteiligter Kinder

Gebhard Schönfelders soziales Gewissen lebt in seiner Stiftung fort.

Geld ist nicht der Schlüssel zum Glück. Doch ohne Geld bleiben Türen mitunter verschlossen: Wenn es etwa darum geht, bestimmte Erfahrungen machen zu können, sich auszuprobieren und dadurch zu wachsen. Wer Geld hat, hat auch Möglichkeiten – ein Privileg, das schon früh im Leben die Wege eines Menschen lenken und ebnen kann. 

Es ist ein Thema, das Ursula Fischer-Schwanhäußer und Gebhard Schönfelder in den 30 Jahren ihres gemeinsamen Lebens beschäftigte – sie, die Tochter einer alten Nürnberger Unternehmerfamilie mit sozialem Anspruch; er, Sohn einer alleinerziehenden Kriegerwitwe, die mit fünf Kindern von Breslau nach Oberfranken geflüchtet war und später nach Nürnberg zog. Neben Schönfelders hauptberuflichen Tätigkeiten engagierte er sich ehrenamtlich als langjähriger Fraktionsvorsitzender der Nürnberger Sozialdemokraten und als Stadtrat sozial wie politisch. Seine Partnerin wurde in den 60-er Jahren als Mitbegründerin eines antiautoritären Kinderladens gesellschaftspolitisch aktiv und war zudem lange in der Deutsch-Polnischen Gesellschaft ehrenamtlich tätig. Ihre gemeinsamen Werte und ihre Haltung waren ein wichtiger Grundpfeiler ihrer 30 Jahre dauernden Beziehung. 

Gemeinsamer Plan

Aus diesem Verständnis heraus erwuchs der Wunsch, etwas weiterzugeben. Eine gemeinsame Stiftung wollten sie gründen, war sich das Paar einig. Dazu sollte es allerdings nicht mehr kommen. Ursula Fischer-Schwanhäußer starb Anfang 2016. Nur ein paar Monate später setzte Gebhard Schönfelder das geplante Gemeinschaftsprojekt in die Tat um: die Ursula Fischer-Schwanhäußer & Gebhard Schönfelder Stiftung. Konsequente Realisierung zählt zu den Eigenschaften, für die Schönfelder schließlich geschätzt wurde von seinen Genossen und Genossinnen ebenso wie von seinen politischen Kontrahenten. Es wurde die 50. Stiftung, die unter das Dach der Nürnberger Stadtverwaltung zog. »Heranwachsenden die Chance auf eine erfolgreiche Zukunft bieten« – das ist der Anspruch, mit dem die Stiftung an den Start ging. Dieses Engagement wurde gerade mit dem Stifterpreis der Stadt Nürnberg geehrt, der Menschen auszeichnet, die mit ihrem Einsatz Nürnberg ein Stück lebenswerter machen. 

Ein Familienprojekt

Die Ursula Fischer-Schwanhäußer & Gebhard Schönfelder Stiftung unterstützt verschiedene Projekte, die Kinder und Jugendliche über verschiedene Nationalitäten hinweg zusammenbringt, ihnen Spaß vermittelt und Erfolgserlebnisse verschafft, die das Selbstvertrauen stärken sollen. »Die Stärkung der Persönlichkeit ist für uns das Wichtigste«, sagt Gebhard Schönfelder. Dieses »wir« umfasst heute ihn und die drei Kinder seiner langjährigen Lebens- und Weggefährtin. Mit ihnen wählt er gemeinschaftlich die zum Stiftungssinn passenden Projekte aus, und gemeinsam tragen sie diese auch weitgehend finanziell. 

Mit 125.000 Euro wurde die Bestandsstiftung ursprünglich ausgestattet, durch weitere Spenden hat sich der Grundstock inzwischen um rund 10.000 Euro erhöht. Der Wunsch nach Sicherheit bei der Anlage steht jedoch hohen Renditen entgegen. So wird der Betrag vor allem für die Verwaltungskosten, die mit rund zwei Prozent unter dem Durchschnitt von Stiftungen liegen, sowie Rückstellungen verwendet. Rund 20.000 bis 25.000 Euro wendet das familiäre Quartett – unterstützt von Freunden und Verwandten – deshalb jährlich auf, um Projekte auf den Weg zu bringen – wie das »Schattentheater«. Das Projekt der Nürnberger Stiftung Sozialidee will Kindern unterschiedlichster Herkunft einen Ort bieten, an dem sie frei spielen und kreativ werden können – ungeachtet ihrer kulturellen oder sozialen Herkunft. 

Die Freude der Kinder spüren

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der Verein Tanzpartner. Auch hier bedarf es keiner Worte, sondern vor allem des Körpers, um sich auszudrücken und mitzuteilen. Die Freude der Kinder dabei ist auch auf Gebhard Schönfelder übergesprungen: »Es ist großartig zu sehen, wie schon Elf- und Zwölfjährige zusammen rhythmisch auf der Bühne tanzen und mit welcher Empathie sie dabei sind.« Mit dem Verein MitMachMusik wird zudem ein Projekt in Berlin unterstützt. Hier lebt eine Tochter von Ursula Fischer-Schwanhäußer, weshalb rund zehn Prozent der Gelder in Projekte vor Ort fließen. Auch dabei steht im Mittelpunkt, geflüchtete Kinder und Jugendliche sowie Kinder aus an Musik interessierten Familien zusammenzubringen, zu fördern und kulturelle Barrieren zu überwinden.

Für Gebhard Schönfelder ist dies zwar ein wichtiger Schritt, allerdings nur einer auf einem noch anspruchsvolleren Weg – hin zu mehr Verständnis und Bewusstsein für Demokratie. Denn die Stiftung verfolgt speziell einen gesellschaftspolitischen Ansatz. Nur da, wo Kinder und Jugendliche aufgrund ihrer Herkunft nicht ins Hintertreffen geraten, wo sie sich angenommen und akzeptiert fühlen dürfen, gibt es auch mehr Solidarität und ein respektvolles, friedliches Miteinander, so seine Erfahrung. »Wer jenseits der sozialen Mitte aufwächst, muss mitunter erst ein Grundverständnis dafür vermittelt bekommen.« Geprägt hat Schönfelder dabei weniger seine eigene Vita als Kind Heimatvertriebener, wohl aber »der Umgang mit Menschen, die kein Geld haben«.

Für Geflüchtete und den Frieden

Dass er mit der Verleihung des Stifterpreises jetzt selbst in den Fokus rückt, ist ihm persönlich eher unangenehm, freut ihn allerdings für die Stiftung – für die gute Sache. Der leidenschaftliche Sozialdemokrat weiß, wie wichtig es ist, gehört zu werden, eine Stimme zu haben. Die verleiht der Erlanger homunculus Verlag jungen Geflüchteten aus Syrien, dem Irak, Ägypten, Somalia oder Mali. In einem Buch des Literatur-Verlages erzählen sie ihre Geschichte. Ein weiteres Projekt, das die Stiftung aktuell unterstützen will, ist das Engagement für Geflüchtete aus der Ukraine. In Abstimmung mit der Stiftungsverwaltung und der Regierung von Mittelfranken kann die Stiftung so auf die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine mit Initiativen vor Ort reagieren.

Flucht ist für die Betroffenen mit Angst, Verlust und Not verbunden. Auch dagegen ist Frieden und wirtschaftliche Sicherheit das wohl probateste Mittel. Darauf könne man gar nicht früh genug aufmerksam machen und Kindern wie Jugendlichen beibringen, Konflikte nicht auf aggressive Art zu lösen, ist Schönfelder überzeugt. Ein wichtiges Projekt ist für die Stiftung und ihre Unterstützer deshalb das Engagement beim Verein Fränkisches Bildungswerk für Friedensarbeit. Schüler von Übergangsklassen in Grund- und Hauptschulen lernen hier, ihre Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken. Denn Frieden beginnt immer bei jedem Menschen selbst…

Text: Anja Kummerow
Foto: Kat Pfeiffer

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