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Vom Segen des Radelns im Alter

vignette2012 Hello all, Groningen in den Niederlanden ist Welthauptstadt in Sachen Radfahren. Nicht Beijing, wie manche Nostalgiker glauben*. 60% des Groninger Innenstadtverkehrs ist wadelbetrieben, von Jung bis Uralt. Niederländischer Gegenwind, stundenlang genossen, ist mindestens ebenso konditionsfördernd wie hiesige Berg und Taltouren. Vorausgesetzt, man lässt die Füße von E-Bikes und Pedelecs.
Denn wieso eigentlich noch im Alter Radeln, wenn man sich Bequemeres leisten kann? Die o.g. Groninger tun es, weil jeder radelt; nennen wir es freundlich „regionale Schwarmintelligenz“ (anstatt Herdentrieb). In New York wächst z.Z. innerstädtisches Radeln zum weltanschaulichen Ausdruck ultimativer Modernität, der man sich als aufgeklärter Citizen und als Vorbild- Senior überhaupt nicht entziehen kann; gefördert von frisch geläuterten Verkehrsplanern, die priveligierte Radwege durch die Wolkenkratzerschneisen legen lassen. Im australischen Sydney wird das neu aufgekommene City-Radeln als alternative Form der Kontaktanbahnung entdeckt: an Ampeln, in den Parks, Reparaturshops, Rastplätzen – Anlass zum Fachsimpeln von Mensch zu Mensch – ganz ohne Social Media Elektronik dazwischen, „so wie früher“. Wer hingegen in Chinas Städten radelt, tut es meist nur für sich allein, stoisch schweigsam, notgedrungen, in verletzlicher Armut, bedrohlich umspült von Wogen aus Blech, Abgasschwaden und Lärm. Ausgenommen davon eine wachsende Schar westlicher Touristen, die es schick und abenteuerlich empfinden, sich Chinagefühl zu erstrampeln.
In Frankreich und Spanien flitzen Senioren gerne in kleinen Pulks auf Sporträdern über Landstrassen und Bergtrassen, um sich Wind, Kurven, Steigungen und dem eigenen Ehrgeiz zu stellen; es lebe der jungendliche Elan im reifenden Fleisch. Deutsche Seniorenradler scheinen eine Vorliebe für den kollektiven Landschaftsgenuss zu pflegen; kombinieren bestorganisierte Geselligkeit mit Bildungsfahrt, Sportmodenkollektion und gefälligem Umweltbewusstsein.
Doch wo und was auch immer die Motivation zum Radeln sei: medizinische Studien zeigen, dass im Alter schon zwei Stunden Radeln pro Woche die Muskelmasse und Stoffwechsel fördern, die kardiovaskuläre Leistung verbessern und den Gleichgewichtssinn verfeinern. Wenn dabei noch ein paar neue Einsichten, Bekanntschaften und Trinkgelder abfallen, dann ist Radeln ja schon fast so was wie eine Kreuzung aus Prävention, Umweltschutz und gesellschaftspolitischer Pflicht, weltweit. Auf die Radl, fertig, los!**
Ihr Global Oldie
*Wie z.B. Katie Melua mit ihrem „There are nine Million bicycles in Beijing“ –Song; sehr niedlich und verträumt, aber sooo was von out dated seit 2005.
** aber vergesst nicht Helm und Handschuhe, egal wie heiß!

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