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Generation Tagesschau stirbt aus

vignette_nosseck_bock[1]Neulich habe ich in einer aufgepeppten Pressemeldung zum Start eines neuen Bezahlsenders die Schlagzeile gelesen: Die Generation Tagesschau stirbt aus. In dem ganzen Text kam die Behauptung zwar nicht mehr vor, aber ich habe trotzdem gedacht: Da ist etwas dran.
Noch in den 70er Jahren war es verpönt, jemanden zwischen 20 Uhr und 20.15 Uhr anzurufen. Denn da lief die Tagesschau. Manche Leute sind in dieser Zeit gar nicht ans Telefon gegangen, um ja keine Nachrichtenmeldung zu verpassen. Selbst im Familienkreis mussten wichtige Gespräche warten, bis die Wettervorhersage verklungen war. Eine ganze Nation hat sich darüber unterhalten, mit welchen Worten der Moderator die Prognosen für den nächsten Tag eingeleitet hat.
Das ist in der Tat Geschichte. Ich kenne kaum noch jemanden, der sich die Tageschau ansieht. Nicht einmal mehr meine 84-jährige Mutter ist sauer, wenn ich sie zehn Minuten nach acht anrufe. Dabei gehört sie zur “Generaiton Tagesschau”. Heute nutzt sie den Teletext, um auf dem Laufenden zu bleiben. Andere schauen schnell mal ins Internet. Da ist, je nach Informationsquelle, die Nachrichtenlage im Überblick ja zum Teil in Echtzeit zu erfahren. Sie ist jederzeit verfügbar und meist unkommentiert.
Ich würde nicht so weit gehen, die Nachrichtensendungen als überflüssig zu bezeichnen. Denn in Wahlzeiten wie diesen schaut man ja doch noch mal beim Fernsehen vorbei, um die neuesten Trends und Hochrechnungen zu erfahren und die Statements der Politiker. Die sogenannten Elefantenrunden mit den Spitzenkandidaten s sind bekanntlich legendär.
Aber die Medienvielfalt, die in den vergangenen zwanzig Jahren enorm zugenommen hat, ermöglicht einen individuellen Zugang zu den Nachrichten. Das kollektive Element, das sogar eine ganze Generation von Fernsehzuschauern geprägt hat, ist damit fast verschwunden.
Muss man das bedauern?

3 Antworten

  1. Die Tagesschau kündigt mir Beginn des Abends an, Das weltliche Pendant zum Abendgeläut oder Ruf des Muezin; oder zum letztem Hundebellen und Verstummen der Hähne. Ein vertrauter täglicher Taktgeber. Ab Tagesschau erlaube ich mir, ohne schlechtem Gewissen auf der Couch lungern zu dürfen. Ich meine mich zu erinnern, daß mir in meiner Kindheit mein Vater zu jener Stunde bisweilen aus Grimm’s Märchen “Einer der auszog, um das Fürchten lernen” vorgelesen hatte. Auch das ist in aller Vertrautheit geblieben.

  2. Als ich den “Abgesang” auf die gute alte Tagesschau gelesen habe, dachte ich, mir geht das anders. Ich habe das gerne, trotz live-stream, News-ticker und Heute-App. Gerade noch rechtzeitig seh ich den Kommentar von Werner Cheng. Besser kann man das einfach sagen, deshalb schließ ich mich einfach “voll inhaltlich” an!
    Also Anrufe bitte vor 8, im Notfall nach 8:14 (aufs Wetter kann ich verzichten, da seh ich am nächsten Morgen aus dem Fenster). Tagesschau am Abend und Zeitung am Morgen. Der Mensch braucht seine Ordnung.

  3. zum glück gibt es noch die tagesschau, ich schaue bayern und entweder zdf oder ard tagesschau an
    hier bekomme ich detailliert und verständlich das aktuellste erklärt. aber zum 100x info wer mit wem streitet (politik) ginge auch kürzer.

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